
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
11. Filmfest Schleswig-Holstein AugenweideFünfte Jahreszeit Heimat„Der Wirt, die Kneipe und das Fest“ (Margot Neubert-Maric, Gisela Tuchtenhagen, D 2007)Friedemann Braun ist so rotgesichtig pausbäckig, wie man in der Geest wird, wenn man in der dritten Generation hinter dem Tresen des traditionsreichen Heider Hahnbeerkrogs steht. Gesund könnte man solche Schollen- und Heimatverbundenheit nennen aber auch kurios, wenn nicht skurril.Wie das Hahnbeer-Fest, das, seit es Landrat Peter Bur 1841 wiederbelebte, alljährlich von Silvester bis zum fulminanten Höhepunkt im Februar im Heider Stadtteil Südereggen stattfindet. Wo man südlicher in deutschen Stammlanden Karneval feiert, feiern die Heider Hähne im Korb die fünfte Jahreszeit namens Heimat. Klingt jetzt erstmal schräg, ist es auch, hat nur auch einen Aspekt von Heimat, der diese nicht nur als abstrakten und oft missbrauchten Begriff etabliert, sondern als tätige Nächstenliebe und Instrument der örtlichen Integration. Margot Neubert-Maric und Gisela Tuchtenhagens streng dokumentarische Kamera begleiten den Festumzug „über die Dörfer“ auch in soziale Einrichtungen wie Altersheime. Was die Hahnbeer-Brüder da jedes Jahr inszenieren, ist nämlich nicht nur Pflege der Tradition und ihrer Sprache, des Plattdeutschen (das der Film für weniger Heimatkundliche in Untertiteln übersetzt), sondern auch integrativer Faktor in einer Gemeinde, die das „global Denken, lokal Handeln“ mustergültig lebt. Der Film zeigt mit seiner bewusst integrativen Kamera, der die Quadratur des Kreises zwischen authentischer Nähe und dokumentierend gebotener Ferne nachhaltig gelingt, was in einem Heider Bauernschädel vorgeht, wenn es in ihm an „Zuhause“ denkt. Nichts Tümelndes nämlich, nichts „Nationales“, eher was Lokales, das allabendlich im Hahnbeerkroog sein Lokal findet.Ja, da fließen Bier und Korn aus breitem Hahn, aber davon beseelt entdecken gestandene „Manns-Lüt“, dass sie sich haben, wenn sie Gemeinde sind. Und opfern sich dafür auf, wollen das Gemeinsame gegen die modernen Verlockungen der Vereinzelung. Heimat kann ja auch bedeuten, dass man sich in einer globalisierten Welt dennoch am je eigenen Standort geborgen fühlt, aufgehoben in einer Gemeinschaft, die der Film als nicht nur aus dem Zweck geborene, sondern innige, familiäre über Familiengrenzen hinweg zeigt. Und das durch alle Jahreszeiten, deren fünfte für die Heider Hahnbeer-Brüder die kulminierende ist.![]() zurück zum Inhalt |