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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

10. Filmfest Schleswig-Holstein – Augenweide

Diskussionsbeitrag zum Symposion „Kleine Kamera – großes Kino“:

Die Drehbank

Das „Drehbank“ Konzept für 90 Minuten-Spielfilme basiert auf einer einfachen Idee:
Eine kompakte Programmproduktion arbeitet mit denkbar geringstem Reibungsfaktor, weil alle Mitarbeiter und Mittel vom umfassenden Drehbuchentwurf bis ins letzte Detail optimal aufeinander abgestimmt werden.
Ob das funktioniert, stellt sich spätestens bei den Dreharbeiten heraus. Denn vor Ort wird der effiziente Gang der Dinge ausschließlich bestimmt von den Anforderungen, die Bild- und Tonaufnahme an die Umsetzung des Filmdramas stellen.
Das „Drehbank“ Konzept erfordert lange und mobile Einstellungen. Die meist handgeführte Kompaktkamera schwebt unbehindert, in alle Richtungen blickend, schattenfrei durch den gesamten Spielraum und ist immer zur richtigen Zeit mit dem richtigen Bildausschnitt an der richtigen Stelle. Geschnitten wird – wenn überhaupt – vor allem mit der Bewegung des Blickes. Kurze Einstellungen und Zwischenschnitte kosten viel Zeit und Geld.
Das Zusammenspiel zwischen Kamera, Kamerabühne, Beleuchtung und Tongerät prägt das Endergebnis jeder Produktion ganz entscheidend. Schon die Wahl der Kamera ist technisch und ästhetisch gesehen von größter Bedeutung. Mit einem 1 Kilo leichten Aufnahmeapparat kann man völlig andere Bildauflösungen herstellen, als mit Geräten von 7 Kilo und mehr.
Für eine „Drehbank“ Produktion ergibt sich daraus zwingend, dass für die Bildaufnahme nur leichte Geräte infrage kommen. Der Einsatz eines kompakten HDV Camcorder in Verbindung mit einer guten Stabilisierungshilfe (z.B. Steadygrip) erübrigt dann auch alle schwerfällige traditionelle Bühnentechnik.
Auf „Drehbank“ abgestimmte Beleuchtung heißt zudem, dass man mit leichten Lichteinheiten und kleinen Leuchtmitteln behutsam und Akzent setzend in vorhandene Lichtstrukturen hinein geht. Das kommt auch der fotografischen Qualität moderner Chips sehr entgegen. Und: Keine am Drehort herum stehende Technik behindert mehr das Blickfeld der Kamera.
Modernste Tonausrüstung passt sich diesem dynamischen Aufnahmekonzept mühelos an, denn selbstverständlich wird mit Originalton gedreht. Hochsensible Mikrofone fangen jeden noch so zarten Seufzer notfalls auch drahtlos ein.
Endlich können die Filmleute sich wieder auf die Hauptsachen ihrer Arbeit konzentrieren: Das intensive Schauspiel und die spannende Geschichte. Gut aufeinander abgestimmte Regisseure, Kameraleute und Toningenieure sowie weitere Mitarbeiter ermöglichen es auf diesem Weg, dass man pro Drehtag jedenfalls saubere 10 Sendeminuten in Spielfilmqualität erzeugt.
Alles zusammen genommen entsteht so die kompakteste Form der zeitgemäßen szenischen Programmproduktion.
(Bernd Fiedler, Tel. 0172-9714268, E-Mail: anafiedlerlog@aol.com)
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