Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Mai:
Detailliertes Programm hier.

neu in Kiel


Monsieur Lazhar
Philippe Faladeau. Kanada 2011. 94 Min., OmU, FSK ab 0. Mit Fellag, Sophie Nélisse, Émilien Néron, Danielle Proulx, Brigitte Poupart, Louis Champagne
Bachir Lazhar liest es in der Zeitung: Eine Grundschullehrerin hat sich das Leben genommen. Der 55-Jährige wohnt noch nicht lange in Montreal. Er ist aus Algerien geflüchtet und hofft in Kanada auf politisches Asyl. Kurzerhand bewirbt er sich an der Schule als Ersatzlehrer – und bekommt den Job. Auf Lazhar wartet viel Arbeit. Die Schüler sind traumatisiert, vor allem Simon und Alice. Der Junge, weil er die Tote fand, das Mädchen, weil es eine besonders enge Verbindung zu ihr hatte. Während Simon das Unglück von sich wegschiebt, sucht Alice die Auseinandersetzung. Die Klasse kann mit ihrem neuen Lehrer zunächst nichts anfangen – liebt er doch Balzac (wen?) und hat ein vom modernen Kanadier so grundverschiedenes Distanzverhalten (nämlich keines). Aber Lazhars Methoden zeigen Wirkung: Die Schüler beginnen sich allmählich zu öffnen und ihren Lehrer als Vertrauensperson zu akzeptieren. Was sie dabei nicht wissen: Auch Lazhar hat einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten… Monsieur Lazhar ist ein leises Drama mit einem warmen, optimistischen Grundton. Es wird getragen von dem charismatischen Spiel Fellags, eines in Algerien bekannten Komikers und Schriftstellers, und von der großartigen Leistung der Kinderdarsteller, die eine Natürlichkeit auf die Leinwand zaubern, als würden sie heimlich in ihrem eigenen Schulalltag gefilmt. Di 1. – Mi 2., 18.30

Einer wie Bruno
Anja Jacobs. D 2011. 100 Min. FSK ab 6. Mit Christian Ulmen, Lola Dockhorn, Lucas Reiber, Janina Fautz, Hans-Werner Meyer, Ursina Lardi
Seit dem Tod der Mutter leben zwei 13-Jährige allein in der Wohnung in einer Hochhaussiedlung – so könnte man sagen. Denn nur einer der beiden 13-Jährigen ist wirklich 13: Radost ist gut in der Schule und ein bisschen die Außenseiterin in der Klasse. Ihr Vater ist so um die 40, aber durch eine geistige Behinderung auf dem Entwicklungsniveau eines 13-Jährigen geblieben. Um die Wohnung nicht zu verlieren, müssen sie für die Frau vom Amt Normalität vorspielen. Das funktionierte bislang ganz gut. Aber zunehmend ist Radost von ihrem Baby-Daddy (so der Arbeitstitel des Films) genervt. Und dann kommt der betont coole Benny als Neuer in die Klasse. Umgehend verschieben sich Radosts Interessen dorthin, wo sie naturgemäß bei Mädchen ihres Alters sind… Anja Jacobs’ Film beginnt in konventionellen Bahnen, fast wirkt es, als würden die typischen Figuren und Situation einer Geschichte dieser Art abgehakt. Doch dann bekommt Einer wie Bruno die Kurve und wagt sich doch noch aus den eingefahrenen Strukturen seiner Geschichte heraus. Das liegt besonders daran, dass weniger Bruno die Hauptfigur ist, sondern Radost, die im Verlauf des Films eine Art Pubertät im Zeitraffer durchlebt. Mit zunehmendem Selbstvertrauen stellt sie sich den vielfältigen Problemen, schießt bisweilen übers Ziel hinaus, entwickelt sich letztlich aber zu einer resoluten Person. So wird Einer wie Bruno zu einem sehenswerten Film über eine ungewöhnliche Vater-Tochter-Beziehung. Di 1. – Mi 2., 20.30

Das Leben gehört uns
Valérie Donzelli. F 2011. 100 Min. FSK ab 6. Mit Brigitte Sy, César Desseix, Gabriel Elkaïm, Michèle Moretti, Valérie Donzelli
Romeo heißt der junge Mann, der sich mit Freunden in einer Disco herumtreibt. Er sieht eine Schöne – und sofort funkt es. Noch dazu heißt sie Julia (Juliette in der französischen Originalfassung des Films). „Dann erwartet uns ein schweres Schicksal“, scherzen sie beide. Glück, Heirat. Bald kommt ein Kind auf die Welt, der kleine Adam. Noch eine Zeitlang geht es gut. Dann zeigen sich bei dem Kind Unregelmäßigkeiten. Adam kann nicht gescheit gehen, eine Wange schwillt an. Diagnose: Gehirntumor, und zwar eine schwere Form. Immerhin kann man operieren. Nun beginnt eine harte Periode: bangen, hoffen, Krankenhaus, Chemotherapie, Verzweiflung, Aufgabe des Arbeitsverhältnisses (um bei dem Kind bleiben zu können), Besserung, Rückfall, Schulden, Nervenkrieg der Eltern, extremer Kummer bei Verwandten und Bekannten – zwei Jahre lang. Adam, der zuweilen nur eine Überlebenschance von zehn Prozent hatte, wird geheilt. Die Nachuntersuchungen fallen gut aus, auch nach Jahren noch. Der Kampf ist überstanden, das Durchhalten hat sich gelohnt. Basierend auf eigenen Erlebnissen schildert die französische Schauspielerin Valérie Donzelli in ihrem zweiten Film, wie sie und ihr Lebensgefährte mit einer schrecklichen Situation umgehen. Was zur unangenehmen Nabelschau hätte werden können, wird durch Donzellis bemerkenswert leichtfüßige Regie zu einem mitreißenden Film über das Leben und den schwierigen Zusammenhalt einer Familie in einer Krisensituation. Do 3. – Mi 16.

Medianeras - Martin, Buenos Aires, Mariana
Gustavo Taretto. Arg 2011. 115 Min. OmU. FSK ab 6. Mit Pilar López de Ayala, Javier Drolas, Inés Efrón, Carla Peterson, Rafa Ferro, Adrián Navarro
Webdesigner Martín hat sich in seine Einzimmerwohnung zurückgezogen, nachdem er von seiner Freundin sitzengelassen wurde – mitsamt ihrem kleinen Terrier Susú, der ihm nun Gesellschaft leistet. Martín ist ein Phobiker auf dem Weg der Besserung. Nach und nach wagt er es, aus der Isolation seiner kleinen Wohnung und seiner virtuellen Welt herauszubrechen. Mariana wohnt gegenüber, ist Architektin, aber sie verdient ihr Geld damit, Schaufenster zu dekorieren, in deren kunstvolle Gestaltung sie ihr ganzes Können legt. Gerade erst hat sie eine lange Beziehung beendet und teilt jetzt ihre Wohnung mit Schaufensterpuppen und 27 unausgepackten Umzugskartons. In losen Szenen durchleben Martín und Mariana verschiedene Beziehungen, haben One Night Stands und Affären, probieren verschiedene Beziehungsmodelle aus und werden in keinem so richtig glücklich. Dass der Zuschauer vom ersten Moment an weiß, dass diese beiden Menschen füreinander bestimmt sind, ist dem Muster der romantischen Komödie geschuldet. Es ist vor allem Gustavo Tarretos durch langjährige Arbeit als Fotograf geschulter Blick für Kleinigkeiten, für Details, für kleine, persönliche Momente, die aus dem anonymen Großstadttrubel herausragen, der Medianeras zu einer charmanten Studie über die Einsamkeit des modernen Menschen in einer eigentlich von Menschen und Möglichkeiten überbordenden Metropole. Fr 11. – Di 15.

Väter und andere Katastrophen
Martin Valente. F 2011. 99 Min. FSK ab 0. Mit Francois Berléand, Gérard Jugnot, Olivia Ruiz, Jamie Bamber
Eigentlich hätte Chloé allen Grund, glücklich zu sein. Sie hat nicht nur ihren Traummann Stephen gefunden, sie wird den Ex-Tennis-Profi und erfolgreichen Geschäftsmann auch bald heiraten. Aber wer soll der Brautvater sein, der sie zum Altar führt? In Chloés Fall ein äußerst kniffliges Problem. Gleich zwei Kandidaten stehen zur Wahl, die die Vaterschaft für sich reklamieren. Einerseits ihr leiblicher Vater Bernard, ein steifer Großindustrieller und Zwangsneurotiker aus Leidenschaft, den Chloè nie kennengelernt hat, da sie das Kind einer lang zurückliegenden Sommerliebe ist. Andererseits der Tunichtgut Gustave, der sie großgezogen hat. Der hat zwar ein großes Herz, trinkt aber öfter mal einen über den Durst. Auch wenn weder der eine noch der andere Chloés Vorstellungen vom idealen Vater entspricht, muss sie sich entscheiden. Sonst fällt die Hochzeit ins Wasser. Die ungeklärten Verwandtschaftsverhältnisse liefern jede Menge Vorlagen für turbulente und bisweilen hinreißend absurde Verwicklungen. Valentes Film scheut dabei keineswegs vor Albernheiten und manchmal etwas zu brachialen Pointen zurück. Aber das – so erinnern wir uns nur zu gerne – war selbst bei einem Meister wie Louis de Funès nie anders. Der überdrehte Irrwitz, das Spiel mit Klischees und Manierismen gehört zur französischen Komödie ganz einfach dazu. Hier sind es neben der doppelten Vaterschaftsfrage insbesondere die gegensätzlichen Charaktere Bernard und Gustave, die mit ihren kleinen Reibereien für Tempo und Schwung sorgen. Gekonnt spielen sich ein fabelhafter Francois Berléand und sein Filmpartner Gérard Jugnot die Bälle zu, wobei die Unterschiedlichkeit ihrer Charaktere zunehmend hinter einen echten Freundschaft verschwindet. Do 17. – Mi 30.

First Rasta
Christophe Farnarier und Hélène Lee. F 2010. 85 Min. OmU. FSK nicht vorgelegt
Leonard Percival >The Gong< Howell war „Der erste Rasta“. Angesichts der Krönung von Ras Tafari Makonnen als Kaiser Haile Selassie I von Äthiopien vereinte er biblische Ideen und Lehren von Karl Marx und Ghandi zu einer neuen Religion. Als einer der ersten Prediger der Rastafari-Bewegung (neben etwa Joseph Hibbert und Archibald Dunkley) wurde er zu einer quasi mythischen Figur, dessen Buch „The Promise Key“, entscheidend dazu beitrug, dass sich die neue revolutionär-religiöse Bewegung weiter ausbreitete, bevor sie später durch die Musik von Bob Marley und anderen im großen Stil popularisiert wurde. Der Matrose, Weltreisende und Revolutionär geriet fortan immer wieder in Konflikt mit den Autoritäten und musste (angeblich) über 50 Gefängnisstrafen antreten. Seine Lebensgeschichte erzählt von jamaikanischen Aufständen – erst gegen King George und später gegen die moderne Form der Sklaverei globaler Bananenkonzerne. Aber sie zeigt auch in beeindruckenden Szenen die aufkommende Industrialisierung in Panama und die Blütezeit der schwarzen Kultur im New York der zwanziger Jahre. – Die Howell-Spezialistin und Biographin Hélène Lee lässt in ihrem wunderbaren Dokumentarfilm unter anderem Reggaegrößen wie Max Romeo, The Abyssianians, die Count Ossie Drummers oder Miss Audrey Whyte Lewis zu Wort kommen. Do 24. – Mi 30.

Premiere


Elisabeth Saggau. D 2012. 74 Min. FSK nicht vorgelegt. Mit Tadeusz Galia, Jutta Ziemke, Meike Neumann, Christina Dobirr, Simon Kase, Linda Stach u.a.
Im Dezember 1982 gründeten polnische Schauspieler, die nach der Verhängung des Kriegsrechts aus ihrer Heimat geflohen waren, das polnische theater kiel. Viele Gründungsmitglieder verließen das Ensemble in den folgenden Jahren, einer jedoch ist geblieben: Tadeusz Galia. Nicht nur als Schauspieler, sondern auch im wahren Leben verkörpert er viele Rollen: Er ist Kartenverkäufer, Bühnentechniker, Sozialarbeiter, Kaffeekoch, Fotograf, Bühnenbildner Regisseur, Intendant ... kurz gesagt: die Seele des Theaters. Im Film erzählt Tadeusz Galia über sein Leben in Polen und den Neuanfang in Kiel. Die Kamera beobachtet ihn bei der Inszenierung eines aktuellen Theaterstücks, von der ersten Bühnenprobe bis zur Premiere. Mo 7. – Mi 9.

Vorpremiere


Fredo Wulff, Kay Ilfrich. D 2012. 78 Min. FSK nicht vorgelegt
Als in den 80er Jahren in der Krise der metallverarbeitenden Industrie tausende Arbeitsplätze vernichtet wurden, entwickelte sich bei der Kieler Maschinenbaufirma MaK eine folgenreiche Initiative. Arbeiter und Ingenieure der Gewerkschaft IG-Metall gründeten den Arbeitskreis Alternative Produktion und stellten, so der ehemalige Betriebsrat Zeretzke, „... die Machtfrage: Was können und wollen wir statt Panzer und U-Booten produzieren?“ Ausgehend von diesem ersten ökologischen Impuls, wird anhand von Zeitzeugengesprächen, Archivmaterial und dokumentarischen Beobachtungen die Industriegeschichte des Lokbaus am Standort Kiel von den 80er Jahren bis heute forterzählt. Nirgendwo in Europa produzieren wie am Standort Kiel gleich zwei Lokomotivfabriken erfolgreich für den Weltmarkt: Vossloh und Voith. Das dies so ist, hat etwas mit dem erstaunlichen Lebensweg eines Mitbegründers des einstigen Arbeitskreises Alternative Produktion zu tun: Der gelernte Starkstromelektriker, studierte Verkehrsökonom, dann Unternehmensberater, Hinrich Krey, kehrte Ende der 90er Jahre mit Hilfe der IG-Metall Kiel zu seinem alten Betrieb, der MaK, zurück und führte die schon fast geschlossenen Loksparte unter Regie des Bahnkonzerns Vossloh auf unerwarteten Erfolgskurs. Als es 2005 zum Dissenz über wegweisende unternehmerische Entscheidungen mit dem Vorstand des Vossloh-Konzerns kommt, wird Krey als Geschäftsführer entlassen. Kurze Zeit später wird die erste Lokomotivfabrik nach 1945 gegründet. Der Geschäftsführer der neuen Voith Lokomotivtechnik am Nordostseekanal heißt Hinrich Krey. Beide Fabriken, Vossloh und Voith, sind heute deutliche Konkurrenten auf dem Lokmarkt. Arbeitsplätze in der Schwerindustrie sind in Kiel die nächsten Jahre zumindest gesichert. Fr 11. – Mi 16.

Filmreihe: Arbeitswelten


Versicherungsvertreter – Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker
Klaus Stern. D 2012. 79 Min. FSK ab 0
Mehmet Göker, Migrationshintergund, war immer gut für Schlagzeilen. Mit 25 hat er schon seine erste Million verdient, indem er private Krankenversicherungen am Telefon vermittelt. Seine Firma wächst, er lockt seine Mitarbeiter mit gewaltigen Provisionen und verteilt Ferraris und Luxusreisen an seine Führungsmannschaft. Die selbstherrlichen Jubel-Veranstaltungen der Firma lassen an megalomanischen Pomp und grotesken Ritualen nichts zu wünschen übrig. Mehmet E. Göker ist der alleinige Herrscher in diesem Imperium, das 2009 über 1.000 Mitarbeiter beschäftigt. Ein hyperaktiver Unternehmer, dem die Privaten Krankenversicherer (u. a. AXA, Hallesche und Central) immer absurdere Provisionen zahlen. Bis zu 8.000 EUR kassiert die MEG AG für die Abschluss eines Vertrages. Er ist der zweitgrößte Vermittler von privaten Krankenversicherungen in Deutschland. Göker ist umgeben von hörigen Gefolgsleuten, die sich auch mal eben das Firmenlogo für die Ewigkeit aufs Handgelenk tätowieren lassen, wenn er das vormacht. Göker ist nicht nur Arbeitgeber, er repräsentiert einen Lebensstil. Kritiker sehen darin nur ein betrügerisch Schneeballsystem, das 2009 platzte und bis heute die Staatsanwälte beschäftigt. Klaus Stern gelingt es, die Selbstentlarvung des noch immer von sich begeisterten Protagonisten ebenso einzufangen wie die Absurditäten eines verantwortungslosen, nur von Profitgier geleiteten Geschäftslebens. Do 3. – So 6.

Work Hard – Play Hard
Carmen Losmann. D 2011. 90 Min. FSK ab 12
In ihrem Dokumentarfilm wirft Carmen Losmann einen Blick auf die verschiedenen Bereiche, in denen das „Human Ressource Management“ also die Pflege, Verwaltung und Optimierung der Ressource Mensch den Arbeitsalltag großer Firmen bestimmt. Das beginnt bei der Architektur. So haben die Architekten der neuen Unilever Zentrale in der Hafencity Hamburg künstliche Freiräume mit Kaffeemaschine geplant, in denen sich die Mitarbeiter zwangslos treffen und unterhalten sollen, weil angeblich 80% aller Innovationen in informellen Gesprächen gemacht werden. Losmann erklärt und kommentiert nicht. In klaren, unterkühlten Einstellungen lässt sie die Architekten zu Wort kommen und stellt deren Erläuterungen Bilder einer Arbeitsversammlung, einer Kaffeepause oder eines Teamgesprächs in der neuen Shopping-Mall-ähnlichen Zentrale gegenüber. Dabei stellt sich beim Betrachter ein ambivalentes Gefühl ein. Einerseits ist es ja durchaus gerechtfertigt, sich darüber Gedanken zu machen, wie eine angenehme und produktive Arbeitsatmosphäre geschaffen werden kann, andererseits löst der totalitäre Anspruch, Arbeiter und Angestellte durch bestimmte architektonische, organisatorische oder psychologische Maßnahmen auf die jeweilige Unternehmensphilosophie programmieren zu können, tiefes Unbehagen aus. Am kältesten und unbehaglichen aber wird es, als Losmann den Unternehmensberatern über die Schulter schaut. Die Phrasen der Anzugträger von „Change-Prozessen“, „Visionen“, „Nachhaltigkeit“, „Kultur“, „Implementierung“ und „Kennzahlen“ wirken leer und albern, aber hinter ihnen verbirgt sich eine Bedrohung: die fast schon wahnhafte Vorstellung eines perfekten Systems, an dessen Ende der perfekte Mitarbeiter steht. Fr 18. – Mo 21., 18.30

Sprechen Helfen Lernen – mit der Schule für Logopädie Kiel


Iris
Richard Eyre. GB/USA 2001. 95 Min. FSK ab 6. Mit Kate Winslet, Judy Dench, Jim Broadbent
Die bekannte Schriftstellerin Iris Murdoch ist mit den Vorarbeiten für ein neues Buch beschäftigt, als 1997 die ersten Anzeichen für eine Alzheimer-Erkrankung auftauchen. Ihr Ehemann, der Literaturkritiker John Bayley, ist nicht bereit, die Liebe seines Lebens kampflos aufzugeben und pflegt sie aufopferungsvoll. Poetische Liebesgeschichte mit biographischen Elementen. Di 8., 18.30

The King’s Speech
Tom Hooper. GB/USA 2010. 118 Min. FSK ab 0. Mit Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce, Derek Jacobi, Michael Gambon, Claire Bloom
Als zweiter Sohn des Königs George V. erwartet Prinz Albert nicht, dass er jemals den Thron besteigen wird. Sein unkontrollierbares Stottern stand Bertie, wie er genannt wird, bisher bei öffentlichen Auftritten im Weg und kein Mediziner oder Therapeut konnte ihm helfen. Doch als Alberts Bruder völlig überraschend auf die Herrschaft über das Königreich verzichtet, muss Albert seinen Sprachfehler behandeln lassen. Seine Frau Elisabeth versucht ihm verzweifelt zu helfen und treibt sie den australischen Sprachpädagogen Lionel Logue auf. Für Logue gilt aber nicht das Demut erfordernde hochherrschaftliche Getue des Adels sondern das Wissen um die eigenen Fähigkeiten, das freie Leben eines Australiers, die Forderung, dass die Dinge so zu geschehen haben, wie er mit seinen unorthodoxen Methoden es wünscht, beispielsweise dass die Sprachstunden nicht im Palast stattzufinden haben sondern bei ihm zuhause. Der Krach zwischen Logue und dem König ist also programmiert, und dies nicht nur einmal. Elisabeth sucht immer wieder zu vermitteln. Im Laufe der Zeit jedoch finden die beiden Männer zu einer wunderbaren Freundschaft. Und als der König später wichtige Reden zu halten hat, etwa zu seiner Krönung und 1939 zur Kriegserklärung Englands an Deutschland, ist das Stottern total überwunden. Der sorgfältig recherchierte und vielfach ausgezeichnete Historienfilm ist auch eine mitreißende Charakterstudie, deren Emotion man sich kaum entziehen kann. Di 22., 18.30

Irre gute Film - mit Kieler Fenster und Brücke SH


Die Kunst des negativen Denkens
Brad Breien. N 2007. 79 Min. FSK ab 12. Mit Fridjov Saheim, Kjersti Holmen, Marian Ottesen, Henrik Mestad, Kirsti Eline Torhaug, Per Schaarning, Kari Simonsen
Geirr sieht die Welt in schwärzesten Farben, seit er nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Seine Freundin Ingvild hält die üble Laune im gemeinsamen Heim kaum noch aus und lädt darum die Gruppentherapeutin Tori samt ihrer Truppe vorbildlich Behinderter ein, alle mit zuckersüßem Lächeln und eiserner Hand darauf getrimmt, ihr Schicksal "positiv" zu sehen. Als das Feelgood-Kommando gegen Geirrs Widerstand die Villa entert, dreht er den Spieß um und pariert Toris Psycho-Phrasen mit rabenschwarzem Sarkasmus und schlagenden Argumenten... Do 10., 18.30

Rosa Linse präsentiert: Gay-Filmnacht


Longhorns
David Lewis. USA 2011. 75 Min. OmU. FSK ab 12. Mit Jacob Newton, Stephen Matzke, Kevin Held, Dylan Vox (The Liar), Derek Efrain Villanueva, Sophia Revelli, Katrina Sherwood, Bonnie Marion
Die Achtziger wurden zwar auch in Texas von Föhnfrisuren und Synthie-Pop beherrscht, aber unter Kevins Mitstudenten auf dem Provinz-College stehen nach wie vor Bier, Baseball und Frauen an erster Stelle. Dass sein neuer Kommilitone Cesar sehr nett, ziemlich gutaussehend und offen schwul ist, verwirrt ihn deshalb sehr – auch weil er schnell merkt, dass er mehr als Kumpelgefühle für ihn entwickelt. Also sucht er mit seinen völlig unschwulen Freunden das Weite – bis ein Wochenende mit Bier, Heteropornos und Hormonstau dazu führt, dass am Ende niemand mehr weiß, auf welcher Seite des Zauns er sitzt. Dass texanische Rinder die längsten Hörner haben, weiß man nicht nur in Fachkreisen. Und wenn David Lewis dort eine Sexkomödie ansiedelt, kann das nur den Grund haben, dass nirgendwo sonst Heteromänner so viele schwule Dinge machen wir im Land der Cowboys! Mo 14., 20.30

Rosa Linse präsentiert: L-Filmnacht


Jamie und Jessie sind nicht zusammen
Wendy Jo Carlton. USA 2011. 95 Min. OmU. FSK ab 12 beantragt. Mit Jacqui Jackson, Jessica London-Shields, Fawzia Mirza, Marika Engelhardt, Laura Chernicky, Chris Meister, Jen LaForte
Jessie hat noch zwei Wochen, um ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin Jamie endlich ihre Liebe zu gestehen, bevor diese nach New York zieht. Jamie trifft sich allerdings lieber mit einer Anderen und Jessie beschließt schweren Herzens, sich selbst ins Datingleben zu stürzen. Leider ist ein Date schlimmer als das nächste und langsam schwindet Ihre Hoffnung, doch noch Mrs. Right zu finden. Währendessen versucht Jamie sich auf den Umzug in die große Stadt vorzubereiten, schafft es aber nicht, von ihrem alten Leben loszulassen. Wie zwei Satelliten umschwirren sich die beiden und verheddern sich immer wieder in Missverständnisen, bis Jessie die Nase gehörig voll hat und ihrer großen Liebe schließlich die Pistole auf die Brust setzt. – Nach Hannah Free ist Wendy Jo Carlton mit Jamie und Jessie sind nicht zusammen eine erfrischende, witzige und romantische Komödie gelungen, die deutlich von Klassikern wie Show me Love und 500 Days of Summer inspiriert ist. Die großartigen Musicaleinlagen begeisterten bereits auf zahlreichen Festivals die Besucher und werden auch das L-Filmnacht-Publikum verzaubern. Mo 28., 20.30

zu Gast: Katja Fedulowa


Katja Fedulowa. D 2011. 80 Min. FSK ab 0
Anfang der 90er kommt die Regisseurin Katja Fedulova aus Russland nach Kiel und beginnt ein Studium. Mit einigen ihrer Freundinnen teilt sie ein ähnliches Schicksal: alle wurden von ihren Müttern in die Fremde geschickt, um hohe Erwartungen und eigene Lebensentwürfe in Einklang zu bringen. Über zehn Jahre später porträtiert die Filmemacherin, was davon übrig ist… Do 17., 18.30