Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Februar:

Montag, 1. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Another Glorious Day
Karin Kaper, Dirk Szuszies, D 2008, 95 Min
20.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass, Mit Kristin Scott Thomas, Sergi Lopez

Dienstag, 2. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Another Glorious Day
Karin Kaper, Dirk Szuszies, D 2008, 95 Min
20.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass

Mittwoch, 3. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass
20.30
Bullerby – Mythos oder Wahrheit
Populärmusik aus Vittula
Reza Bagher. S / Fin 2004, 105 Min, OmU

Donnerstag, 4. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Freitag, 5. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Samstag, 6. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen – anschließend Gespräch mit VertreterInnen des Buddhistischen Zentrums Kiel
Buddha’s Lost Children
Mark Verkerk, NL 2006, 97 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Sonntag, 7. 2. 2010
13.00
die weite Welt im Kino – Reisefilme
Neuseeland – Der Norden
K. Wagner, H. Lenz, D 2009, 90 Min
16.00
Klassik im Kino
Haydn Commemoration Concert
Joseph Haydn: Die Schöpfung. Ltg. Adam Fischer
Aufzeichnung aus dem Schloss Esterházy / Österreich
110 Min. Mit Annette Dasch, Christoph Strehl, Thomas Quasthoff
18.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Montag, 8. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min
20.30
Design Makes Film
Die Blume der Hausfrau
Dominik Wessely, D 1998, 92 Min

Dienstag, 9. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Die Affäre
Catherine Corsini, F 2009, 85 Min, Dt. Fass
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Mittwoch, 10. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Buddha’s Lost Children
Mark Verkerk, NL 2006, 97 Min, OmU
20.30
Bullerby – Mythos oder Wahrheit?
Das jüngste Gewitter / Du levande
Roy Andersson, S/F/D 2007, 90 Min, OmU

Donnerstag, 11. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Rosas Höllenfahrt
Rosa von Praunheim, D 2009, 90 Min
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Freitag, 12. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Rosas Höllenfahrt
Rosa von Praunheim, D 2009, 90 Min
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Samstag, 13. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Buddha’s Lost Children
Mark Verkerk, NL 2006, 97 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Sonntag, 14. 2. 2010
13.00
die weite Welt im Kino – Reisefilme
Bali / Lombok
Meike Birck, D 2009, 90 Min
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Buddha’s Lost Children
Mark Verkerk, NL 2006, 97 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Montag, 15. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min
20.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Rosas Höllenfahrt
Rosa von Praunheim, D 2009, 90 Min

Dienstag, 16. 2. 2010
18.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min
20.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Rosas Höllenfahrt
Rosa von Praunheim, D 2009, 90 Min

Mittwoch, 17. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Buddha’s Lost Children
Mark Verkerk, NL 2006, 97 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy, USA 2007, 107 Min

Donnerstag, 18. 2. 2010
18.00
mit VHS Kiel – English Version
Der fremde Sohn / Changeling
Clint Eastwood. USA 2008, 141 Min, OmU, Mit Angelina Jolie, John Malkovich
20.30
neu in Kiel
Mein halbes Leben
Marko Doringer, Ö/D 2008, 93 Min

Freitag, 19. 2. 2010
18.00
mit VHS Kiel – English Version
Der fremde Sohn / Changeling
Clint Eastwood. USA 2008, 141 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Mein halbes Leben
Marko Doringer, Ö/D 2008, 93 Min

Samstag, 20. 2. 2010
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Zu Fuss nach Santiago de Compostela
Bruno Moll, CH 2008, 96 Min
20.30
neu in Kiel
Mein halbes Leben
Marko Doringer, Ö/D 2008, 93 Min

Sonntag, 21. 2. 2010
13.00
die weite Welt im Kino – Reisefilme
Thailand
Mark Miller, D 2009, 93 Min
18.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Zu Fuss nach Santiago de Compostela
Bruno Moll, CH 2008, 96 Min
20.30
neu in Kiel
Mein halbes Leben
Marko Doringer, Ö/D 2008, 93 Min

Montag, 22. 2. 2010
20.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Zu Fuss nach Santiago de Compostela
Bruno Moll, CH 2008, 96 Min

Dienstag, 23. 2. 2010
18.00
mit VHS Kiel – English Version
Der fremde Sohn / Changeling
Clint Eastwood. USA 2008, 141 Min, OmU
20.30
neu in Kiel – Glaubensfragen
Zu Fuss nach Santiago de Compostela
Bruno Moll, CH 2008, 96 Min

Mittwoch, 24. 2. 2010
18.00
mit VHS Kiel – English Version
Der fremde Sohn / Changeling
Clint Eastwood. USA 2008, 141 Min, OmU

Donnerstag, 25. 2. 2010
18.30
mit Kieler Fenster und Brücke SH
Der Boss ist der Patient
Norbert Göller, D 2003, 45 Min
20.30
neu in Kiel
Die ewigen Momente der Maria Larsson
Jan Troell, N/S/F/DK/D 2008, 105 Min
21.00
KoKi Underground im Roten Salon
The Children
Tom Shankland, GB 2008, 94 Min

Freitag, 26. 2. 2010
18.00
mit der Dt.-Japnischen Gesellschaft
Nokan – Die Kunst des Ausklangs / Okuribito
Yojiro Takita, J 2008, 131 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Die ewigen Momente der Maria Larsson
Jan Troell, N/S/F/DK/D 2008, 105 Min

Samstag, 27. 2. 2010
18.00
mit der Dt.-Japnischen Gesellschaft
Nokan – Die Kunst des Ausklangs / Okuribito
Yojiro Takita, J 2008, 131 Min, OmU
20.30
neu in Kiel
Die ewigen Momente der Maria Larsson
Jan Troell, N/S/F/DK/D 2008, 105 Min

Sonntag, 28. 2. 2010
13.00
die weite Welt im Kino – Reisefilme
Jemen
H Lenz, W. Wingenbach, D 2006, 96 Min
17.00
Glaubensfragen – zu Gast: Eberhard Görner
Ruhen in der Zeit
Eberhard Görner, D 2009, 90 Min
anschließend Gespräch
20.30
mit der Dt.-Japanischen Gesellschaft
Nokan – Die Kunst des Ausklangs / Okuribito
Yojiro Takita, J 2008, 131 Min, OmU

Bullerby – Mythos oder Wahrheit


Populärmusik aus Vittula / Populärmusik från Vittula
Reza Bagher. Schweden / Finnland 2004. 105 Min. OmU. Mit Tommy Vallikari, Kati Outinen, Max Enderfors, Björn Kjellman, Göran Forsmark
Die Kleinstadt Pajala ist tiefste schwedische Provinz, die Menschen dort fühlen sich weder Schweden noch Finnland zugehörig. Die Jungs lernen früh, wie ein echter Mann sein muss: trinkfest, rauflustig und möglichst mundfaul. Elchjäger oder Forstarbeiter kann man werden, alles, bloß kein Knapsu – ein Schöngeist und Schwächling. Ein Knapsu hat in Vittula keine leichte Kindheit. So wie der eigenbrötlerische Jugendliche Niilat. Er und sein Freund Matti wollen nur eins: weit weg. Hoffnung versprechen die Rockmusik und der neue Lehrer, der mit List und Tücke moderne Musikinstrumente für die Schule ertrotzt… „Wie die gleichnamige Romanvorlage von Mikael Niemi legt auch Regisseur Bagher seine Verfilmung als Reigen tragikomischer Jugenderinnerungen an. Die fallen, der Realität enthoben und durch die Macht der Erinnerung märchenhaft überhöht, fantastisch und wunderbar grotesk aus. Den Höhepunkt bildet dabei die süffisante Schilderung einer Hochzeit, bei der es nicht nur zu bachialischen Besäufnissen, sondern auch zu rituellen Wettkämpfen zwischen rivalisierenden Gästegruppen inklusive eines denkwürdigen Saunaduells und einer derben sexuellen Initiation kommt. Die Souveränität, mit der Niemi seine Erzählungen einer Jugend in der Provinz mit sinnlich-surrealen Zutaten schmückt, schwindet im Film immer dann, wenn es gilt, für den magischen Realismus der Geschichten Bilder zu finden. Dafür gelingt dem Regisseur eine perfekte Umsetzung des rustikalen Humors. Dabei verschweigt der Film auch nicht die tieftragischen Seiten des provinziellen Miefs.“ (programmkino.de) Mi 3.

Das jüngste Gewitter / Du levande
Roy Andersson. S/F/D 2007. 90 Min. OmU. Mit Håkan Angser, Björn Englund, Erick Bäckman, Elisabeth Helander, Gunnar Ivarsson, Lennart Eriksson
Irgendwo in einer großen Stadt. Eine dicke Frau auf einer Parkbank jammert, dass sie niemand lieben würde, selbst ihr Hündchen nicht. Ihr Freund, ein dicker Hell’s Angel, hört gelassen zu. Die Belegschaft eines Restaurants gafft zum Fenster hinaus auf den Bürgersteig, wo sich ein gebrechlicher Rentner mit seiner Gehhilfe abmüht, seinen röchelnden Hund hinter sich herschleifend. In einer trostlosen Mietwohnung übt ein dürrer Mann Susaphon und ignoriert die Proteste seiner Frau. Gegenüber auf dem Balkon steht ein dicker Mann und beobachtet den Wohnblock… Roy Andersson, schwedischer Filmemacher Jahrgang 1943, wandte sich nach ersten internationalen Erfolgen und Auszeichnungen 1976 von konventionellen Erzählweisen ab und entwickelte seine ihm eigene, unverwechselbare Ästhetik: Deren Bausteine sind eine unbewegte Weitwinkelkamera, weiches, schattenloses Licht und wie ferngelenkt, stoisch wirkende Figuren. Probierte er diese Erzählweise der starren Tableaus zunächst in Werbespots aus, die ihm weltweite Aufmerksamkeit und Aufträge einbrachten, produzierte er 1987 und 1991 zwei ähnlich konzipierte Kurzfilme, bis er 2000 seinen abendfüllenden Spielfilm Songs From the Second Floor vorstellen konnte. Das Prinzip der Reihung ist diesen Filmen gemein: Es entsteht ein Reigen archaisch wirkender Urszenen, in denen die menschliche Kreatur zurückgeworfen ist in grundsätzliche Nöte und Freuden. In der Hávamál Ballade, einer Sammlung von Sprichwörtern aus einem der ältesten Texte der skandinavischen Literatur, heißt es: „Der Mensch ist des Menschen Freude“. Oder anders gesagt: die größte Freude des Menschen ist der Andere. Der Mensch ist ein soziales Wesen, sein Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Beziehungen bringt ihm Schmerz und Freude. Andersson gelingen skurrile Einblicke in die grundlegende Wahrheit dieser überlieferten literarischen Weisheit. Mi 10.

neu in Kiel


Die Affäre
Catherine Corsini. F 2009. 85 Min. Dt. Fass. Mit Kristin Scott Thomas, Sergi Lopez, Yvan Atal, Aladin Reibel
Mit ihrem Mann und ihren beiden jugendlichen Kindern führt Suzanne ein geordnetes Leben in Südfrankreich. Als sie ihre Arbeit als Physiotherapeutin wieder aufnehmen will, und ihr dominanter Mann mit einigem Widerwillen ein Praxisgebäude auf dem Familiengrundstück bauen lässt, beginnt Suzanne eine Affäre mit dem Handwerker Ivan. Die Beziehung der bürgerlichen Vierzigjährigen und dem vorbestraften Gelegenheitsarbeiter ist von so großer Intensität, dass Suzanne ihr bisheriges Leben zerschlägt und hinter sich lässt. Hinter den sich dramatisch entwickelnden Ereignissen und der auf maximale Effektivität setzenden Inszenierung verbirgt sich das sensible Porträt einer starken Frauenfigur, die in der Mitte des Lebens um persönliche Freiheit kämpft. „Ich wollte eine klassische, sehr einfache Geschichte erzählen, in der ich den Werdegang einer Frau beobachten konnte, die an jene Heldinnen erinnert, die mich zum Träumen brachten – von Anna Karenina bis Madame Bovary. Innerhalb dieses klassischen Rahmens wollte ich das Porträt einer Frau zeichnen, die ein Abenteuer wagt, die keine Kompromisse mehr eingehen will – vielleicht, weil sie an einem Punkt ihres Lebens angekommen ist, an dem sie begriffen hat, dass sie nunmehr jede Gelegenheit beim Schopf packen muss.“ (Catherine Corsini) Mo 1. – Di 9.

Ein Sommer in New York
Thomas McCarthy. USA 2007. 107 Min. Dt. Fass. Mit Richard Jenkins, Haaz Sleiman, Danai Guriram Hiam Abass, Marian Seldes, Maggie Moore
Mit Ein Sommer in New York lässt Schauspieler und Regisseur Thomas McCarthy seinem Regiedebüt The Station Agent ein hervorragendes, feinfühliges Drama folgen. Der Film erzählt von der „Resozialisierung“ eines verwitweten Universitätsprofessors, der sich allem Zwischenmenschlichen entzogen hat, und bettet diese in eine größere Erzählung um illegale Einwanderer, Fremdenfeindlichkeit und Terrorangst ein. Auf angenehm nüchterne, vielleicht gerade deshalb umso kraftvollere Weise beleuchtet der präzise erzählte und toll besetzte Film ein restriktives amerikanisches Behördensystem in den Zeiten des Terrors. Der Film bleibt dabei nahe bei den Figuren, ohne gänzlich ins Belehrend-Plakative oder Pathetische abzurutschen. (Lassen Sie sich also nicht von der etwas abgenutzten Metapher der trommelnd wieder gefundenen Lebenslust abschrecken!) Richard Jenkins spielt Professor Walter Vale, der seit dem Tod seiner Frau in immergleicher Routine neben seinen Mitmenschen her lebt und dabei nur wenige Regungen von Menschlichkeit zeigt. Als er eines Tages in seinem selten genutzten New Yorker Apartment eintrifft, sieht er sich mit einem jungen Paar konfrontiert, die eben diese Wohnung von einem Betrüger gemietet haben. Die Bekanntschaft mit dem Percussionisten Tarek aus Syrien und seiner Partnerin Zainab aus dem Senegal, denen der Professor schließlich sein Gästezimmer anbietet, verändert den traumatisierten Mann. Nach und nach entwickeln sich Freundschaft, Respekt und eine neue Lebensfreude. Als der illegal in Amerika lebende Tarek jedoch eines Tages verhaftet wird, schlägt das Glück angesichts der Übermacht eines unpersönlichen Behördenapparats und einer allgegenwärtigen Ablehnung alles Fremden in Verzweiflung um. Gemeinsam mit Tareks Mutter und Zainab versucht Vale, sich für den Inhaftierten einzusetzen. Ein Sommer in New York (im Original: The Visitor) ist ein kleiner Film, der jedoch ungemein lange nachklingt. „Einer jener stillen Filme, in denen jede Geste und jede noch so kleine Reaktion der Personen eine Bedeutung hat und in denen das Drama hinter der Beobachtung von Empfindungen und Gefühlen zurücktritt. So ergibt sich ganz allmählich ein vieldimensionales Porträt der Figuren, ihrer individuellen und ihrer allgemeinen Lebenslage.“ (Fran Everschor, film dienst) Do 4. – Mi 17.

Another Glorious Day
Karin Kaper, Dirk Szuszies. D 2008. 95 Min.
Im Jahre 1963 untermauerte die 1951 von Judith Malina und Julian Beck gegründete Theatergruppe Living Theatre ihre antiautoritäre Programmatik. In dem Stück „The Brig“ schilderte das Ensemble am Beispiel alltäglicher Brutalität und seelischer Verstümmelung in einem US-Marine-Gefängnis die gewalttätige Natur staatlicher Machtausübung. Das Stück war als vehementes Anti-Kriegs-Statement ein Vorbote auf kommende Zeiten, die Aufführung stellte einen unerhörten Akt zivilen Ungehorsams dar. Tatsächlich wurde das Theater unter dem Mantel fadenscheiniger Begründungen von behördlicher Seite schnell geschlossen. Unter anderem die Akademie der Künste wurde in den Folgejahren zu einer Anlaufstelle der nun nicht länger sesshaften Theatergruppe, und eben dort wurde das legendäre Stück fünfundvierzig Jahre nach seiner Erstaufführung als Europapremiere wieder auf die Bühne gebracht. Der Film erzählt von der Geschichte des Stücks und den Protagonisten des Living Theatre und kombiniert dazu Material der Aufführung (unter der Regie der legendären 83-jährigen Judith Malina) mit Interviews, Archivmaterial und Hintergrundinformationen. Ebenso wie das Living Theatre selbst erscheint das Stück in dieser spannenden Theaterdokumentation gleichzeitig als Kind seiner Zeit und erschreckend aktuell. „Another Glorious Day ist ein packender Film mit Sogwirkung, zu der auch die mächtige Musik des New Yorker Komponisten Patrick Grant beiträgt. Den Regisseuren ist damit ein ganz eigenes, seiner berühmten Vorlage ebenbürtiges Werk gelungen“ (WDR) Mo 1. – Di 2.

Mein halbes Leben
Marko Doringer. Ö/D 2008. 93 Min.
Ich meine, es war Rainer Erler, der einmal sagte, früher erwartete man von einem empfindsamen jungen Mann, dass er Gedichte schreiben würde; heute hingegen müsste er mindestens einen Film drehen. Das kann nicht ganz falsch sein, denn groß ist die Flut von Debütfilmen, die oft genug von wenig mehr handeln als von ihren Urhebern. „Nabelschau“ sagt man gemeinhin dazu. Und ganz ähnlich setzt auch Marko Doringers kurzweilige Doku ein: mit einer Bestandsaufnahme seiner selbst. Sein Leben verbringt er in einer WG an der hippen Berliner Oranienstraße, womit er sein Geld verdient ist unklar, offensichtlich aber ist er weder von festen Arbeitszeiten noch von familiären Bindungen eingespannt. Ein typischer 30er eben, wie es sie gerade in Berlin zu zehntausenden gibt. Man hat irgendwas Geisteswissenschaftliches studiert, um später mal „was mit Medien“ zu machen und schlägt sich nun, in unsteten Arbeitsverhältnissen hängend, so durch. Schnell jedoch löst sich Doringer von seinem persönlichen Schicksal und beginnt, ein bemerkenswert vielschichtiges Porträt seiner Generation zu zeichnen. Er sucht seine alten, in etwa gleichaltrigen Freunde auf, die er teils seit Jahren nicht gesehen hat und schaut, wie diese sich in ihren Leben eingerichtet haben. Und – so eitel, bescheiden, protzig oder zurückhaltend die auch jeweils sein mögen – so richtig zufrieden scheint keiner zu sein. Anders als im Leben ihrer Eltern (die auch zu Wort kommen und deren besorgte Statements zu den komischen Höhepunkten des Films zählen) ist bei den heute 30jährigen kaum etwas klar, dafür sind alle Möglichkeiten offen. Der Weg zur Zufriedenheit ist nicht streng vorgegeben, doch das Maß an Freiheit, dass man heute hat, ist nicht immer leicht zu bewältigen. So endet Doringers Film wie und wo er begonnen hat: In seiner Kreuzberger Wohnung, inzwischen mit Freundin, doch die Zukunft ist immer noch unbestimmt. Nur einen Unterschied gibt es, einen nicht ganz unwichtigen: Diesen Film. Do 18. – So 21.

Die ewigen Momente der Maria Larsson
Jan Troell. NOR/S/F/DK/D 2008. 105 Min. Mit Maria Heiskanen, Mikael Persbrandt, Jesper Christiansen, Emil Jensen, Ghita Nørby, Claire Wikholm
Im Malmö des Jahres 1909 führt Maria Larsson ein einfaches, schweres Leben. Die Ehe mit dem Trinker Sigge ist von Geldsorgen und häuslicher Gewalt geprägt. Immer wieder sehnt sich Maria danach, die Verbindung zu lösen, erfährt jedoch von keiner Seite die nötige Unterstützung. „Was Gott zusammengefügt hat“, mahnt ihr Vater, „darf der Mensch nicht trennen!“ Als Maria einen in einer Tombola gewonnenen Fotoapparat verkaufen will, überredet sie der Besitzer des Fotogeschäfts, Pedersen, diesen zumindest einmal auszuprobieren, bevor sie ihn aus der Hand gibt. Die ersten Erfahrungen mit dem Medium werden zum Anstoß einer regelrechten Obsession Marias, die erstaunt ihr Talent für die Fotografie zur Kenntnis nimmt. Als ihr Mann im ersten Weltkrieg eingezogen wird, eröffnet sie zusammen mit Pedersen – beide verbindet nun eine platonische Liebe – gar ein eigenes Studio, in dem sie professionelle Porträtaufnahmen anfertigt. Als Sigge jedoch von der Front heimkehrt, zerstört der eifersüchtige und verunsicherte Ehemann die Räumlichkeiten und droht seiner Ehefrau damit, sie umzubringen. Ein letztes Mal wehrt sich Maria... Jan Troell, einer der großen Meister des skandinavischen Kinos, skizziert in diesem mit Maria Heiskanen perfekt besetzten biografischen Drama das exemplarische Schicksal einer Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts und erinnert dabei an einen wichtigen Moment der Geschichte der Fotografie, in dem die Verbindung von Technik, Kunst und Emanzipation gesellschaftliche Verhältnisse auf die Probe stellte. Klassisches Erzählkino der besten Art! Do 25. – So 28.

Glaubensfragen


Buddha’s Lost Children
Mark Verkerk. NL 2006. 97 Min. OmU.
Der Mönch und Thai-Boxer Phra Khru Bah lehrt Waisen und Straßenkindern im von Gewalt und Armut erschütterten Gebiet zwischen Thailand und Myanmar Lebensmut und Respekt vor sich selbst und anderen. Der Dokumentarfilm zeigt den ungewöhnlichen Erzieher in der Interaktion mit seinen durch Verfolgung und Vernachlässigung traumatisierten Schüler, die im Buddhismus Zuflucht gefunden haben. Er schildert den reglementierten Tagesablauf und das intensive Training der Kinder und zeigt, wie die Strenge Art der Zuwendung, die man ihnen widerfahren lässt, den verschlossenen, moralisch ungefestigten jungen Menschen Halt und Hoffnung gibt. Auf ihrer Wanderschaft durch Thailands Berge sammeln sie unter der Anleitung des ebenso exzentrischen wie faszinierenden Mönches wertvolle Erfahrungen, bauen Tempel wieder auf und helfen den von Gewalt und Drogensucht paralysierten Menschen der Region. Regisseur Mark Verkerk hat die Tempelgemeinschaft über ein Jahr lang begleitet und konnte durch diese Erfahrung einen intimen, einfühlsamen Film drehen, dessen imposante Naturbilder das Porträt der Menschen begleiten, ohne es zu überdecken. Nachdem sich Buddha’s Lost Childeren in den Niederlanden als großer Publikumserfolg erwiesen hat, ist diese faszinierende Dokumentation aus dem Goldenen Dreieck nun endlich auch in deutschen Kinos zu sehen. Wenn Sie in diesem Jahr nur einen buddhistischen Film im Kino ansehen, dann...“ Sa 6. – Mi 17. Sa 6. mit anschließendem Gespräch mit VertreterInnen des Buddhistischen Zentrums Kiel

Rosas Höllenfahrt
Rosa von Praunheim. D 2009. 90 Min.
Wie sieht es in der Hölle eigentlich aus? Welche Qualen gilt es dort zu ertragen? Und wie kommt man überhaupt in die Hölle? Diesen Fragen nähert sich Rosa von Praunheim aus den verschiedensten Perspektiven. Er spricht mit einem Beichtvater und Ralf Miggelbrink, dem Autor des Buchs „Der zornige Gott“, in dem dieser das Bild des gewalttätigen, wutschnaubenden Gottes hinterfragt. In Israel erfährt Praunheim, dass es bei den Juden zwar eine besonders grausame Hölle gibt, dass man aber auch nur für maximal ein Jahr in dieser landen kann. Beim Katholikentag wird einem küssenden homosexuellen Pärchen zwar mit der Polizei gedroht, doch es passiert auch Amüsantes, wenn zum Beispiel ein Priester der Church of Elvis mit seiner Gitarre nach mehr Ökumene verlangt. Mit Fachleuten werden die Höllendarstellungen in Dantes Göttlicher Komödie und den Gemälden von Hieronymus Bosch diskutiert. Und die legendäre Kirchenkritikerin Uta Ranke-Heinemann räumt zum Abschluss mit den traditionellen Höllendarstellungen noch einmal ordentlich auf… Wenn Filmemacher sich selbst ins Zentrum ihrer Dokumentationen rücken, kann schnell der Eindruck von Selbstdarstellung entstehen. Bei Rosa von Praunheims Doku ist dieser Vorwurf fehl am Platz. Denn auch wenn die katholische Kirche dem einst gläubigen Christen seit seinem Outing erzählt, dass er aufgrund seiner Sexualität in die Hölle komme, begegnet er seinen Gegenübern unvoreingenommen. Praunheim will tatsächlich wissen, was seine Gesprächspartner zu sagen haben. So ist Rosas Höllenfahrt Gott sei Dank keine platte Abrechnung, sondern ein ehrlich interessierter Blick auf ein facettenreiches Thema. Do 11. – Di 16.

Zu Fuss nach Santiago de Compostela
Bruno Moll. CH 2008. 96 Min.
Weil ihm nach der Uni nichts Besseres einfiel, nahm der Schweizer Roman Weishaupt die Beine unter den Arm und marschierte los, Richtung Santiago de Compostela: 2300 Kilometer liegen beim Abmarsch vor ihm – Wallis und Welschland, Frankreich, die Pyrenäen. Er findet unterwegs viel Zeit zum Philosophieren und Meditieren, durchlebt Momente der Besinnung und Erfahrungen. Der Film von Bruno Moll beschreibt zwischen Reflexion und Realität eine persönliche Erkundung und Wertschöpfung und zieht dabei die Zuschauer unaufdringlich mit ein. Man erlebt mit dem Protagonisten Frust und Freude, entdeckt unbekannte Orte, wird Zeuge alltäglicher Unzulänglichkeiten und diverser erheiternder Begegnungen mit Wanzen, Wirtsleuten und Pilgerpassanten. Wandererbilder reihen sich aneinander, verwandeln sich in einen Strom, der im Rhythmus des Wanderns, im Sog beschaulicher Beharrlichkeit zur Muße und Einkehr einlädt: wohltuende Impressionen gegen Hektik, Geschwätzigkeit und Flüchtigkeit. Sa 20. – Di 23.

Ruhen in der Zeit
Eberhard Görner. D 2009. 90 Min.
In Waldsassen, gut 50 km östlich von Bayreuth nahe der Tschechischen Grenze, gründeten Zisterzienser-Mönche im Jahre 1133 in Kloster. Mehrfach säkularisiert, wiedereröffnet, niedergebrannt und wieder aufgebaut zählt es heute zu den bedeutendsten barocken Klosterensembles überhaupt – nicht zuletzt werden der wunderbaren Bibliothek. Seit 1863 verrichten Zisterzienserinnen ihren Dienst in dem Anwesen, das sich seiner geografischen Lage nach „im Herzen Europas“ befindet (wie Napoléon es einst formulierte). Durch den Eisernen Vorhang lag es lange Zeit am Rande der Isolation, doch nach dem Fall der Mauer beleben sich die alten Verbindungen, rückt das einmalige Kloster zurück zu alter Bedeutung. In den letzten 14 Jahren nun wurde Waldsassen erstmalig renoviert und restauriert, und auf Einladung der Klosterleitung besuchte der bekannte Drehbuchautor und Filmemacher Eberhard Görner das Kloster, um im Gang durch die Jahreszeiten das Klosterleben zu porträtieren. Eindrucksvolle Bilder der Einkehr wieder der üppigen Pracht begegnen uns ebenso wie sensible und offene Gespräche mit den Ordensschwestern und Angestellten des Klosters. So 28.

mit Deutsch – Japanischer Gesellschaft SH


Nokan – Die Kunst des Ausklangs
Yojiro Taikita. J 2008. 131 Min. OmU. Mit Masahiro Motoki, Tsutomu Yamazaki, Ryoko Hirosue, Kimiko Yo
Als Daigos Stelle als Cellist in einem großen Orchester überraschend wegrationalisiert wird, zieht er mit seiner Frau in sein kleines Heimatdorf zurück, um dort einen Neuanfang zu wagen. In Ermangelung von Alternativen bewirbt sich der junge Mann bei einem Unternehmen, das sich auf die Begleitung von „Reisen“ spezialisiert hat. Sehr spät geht ihm auf, dass es sich bei der verlockend gut bezahlten Arbeit nicht um die Abwicklung weltlicher Reisen, sondern um die große Reise in jenseitige Gefilde geht: Daigo erlernt das Handwerk einer bestimmten, sehr intimen Bestattungszeremonie. Trotzdem er sich zunächst überwinden muss, hält er seinem neuen Boss die Treue, verschweigt seiner Frau jedoch die wahre Natur seiner von vielen als stigmatisierend empfundenen Arbeit. Der tragikomische Film, der den begehrten Oscar für den besten fremdsprachigen Film gewinnen konnte, erzählt anhand der Geschichte seiner Figuren von dem Verhältnis von Alt und Jung, Moderne und Tradition, von Kommerz und Spiritualität, Liebe und Abschied. Fr 26. – So 28.

Klassik im Kino


Haydn Commemoration Concert
Wiener Kammerchor
Österreichisch-Ungarische Haydn-Philharmonie. Ltg. Adam Fischer
Mit Annette Dasch, Christoph Strehl, Thomas Quasthoff
Diese Aufführung im wunderschönen, historischen Haydn-Saal im Schloss Esterházy in Eisenstadt (Österreich) ehrt zu seinem 200. Todestag eines der größten Musik-Genies weltweit - Joseph Haydn. Die Österreichisch-Ungarische Haydn-Philharmonie, die 1987 vom renommierten Dirigenten Adam Fischer gegründet wurde, setzt sich aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker sowie der wichtigsten Budapester Orchester zusammen und widmet sich den Werken Joseph Haydns. Gemeinsam mit den weltberühmten Solisten Annette Dasch und Thomas Quasthoff ehren sie den Komponisten mit der Aufführung seines Meisterwerks „Die Schöpfung“. So 7.

KoKi Underground im Roten Salon


The Children
Tom Shankland. GB 2008. 94 Min. Mit Eva Birthistle, Stephen Campell Moore
„Ach, was muss man oft von bösen / Buben hören oder lesen“ klagte einst schon Wilhelm Busch. Und die Zeiten haben sich nicht geändert – oder etwa doch? Haben sie! Denn während die Streiche, die Max und Moritz ausheckten, noch vergleichsweise harmlos ausfielen, sind die kindlichen Protagonisten dieser neuen britischen Gruselorgie nicht so zimperlich: Mama Elaine fährt mit ihrer fünfköpfigen Familie zu ihrer Schwester auf’s Land. Alle freuen sich, nur der kleine Paulie kränkelt. Was hat er denn, der Bub? Weiß keiner so genau, nur ansteckend ist die Krankheit, die die versammelte Kinderschar alsbald in regelrechte Satansbraten verwandelt, die ihre Eltern lieber tot als lebendig sehen würden… Sehr effektvoller und stilsicherer Grusel-Thriller, der sich Zeit nimmt, um vom behaglichen Familienfilm zum orgiastischen Schocker zu mutieren. Do 25.

mit Kieler Fenster und Brücke SH


Der Boss ist der Patient – die ver-rückten Ansichten des Dr. Pétr
Norbert Göller. D 2003. 45 Min.
Dr. Pétr Nawka, aufgewachsen als Sohn einer sorbischen Familie in Bautzen, ist Psychiater und Chefarzt einer psychiatrischen Klinik in Michalovce, einer Kleinstadt im Osten der Slowakei. Selbst betroffen von einer psychischen Erkrankung in jungen Jahren, fördert er den Aufbruch schizophrener Patienten aus ihrer Isolation. Stigmatisiert als unberechenbar, inkompetent und gefährlich drängt eine Gruppe seiner Patienten heraus und versucht, mit der Videokamera ihre Welt sichtbar zu machen und Verständnis für ihre problematische Lage zu wecken. Der Aufbau einer eigenen Medienwerkstatt ist Ausdruck des Bemühens von Nawka, mit seinen Patienten einen Zugang zur Öffentlichkeit zu erobern, eine Plattform zu schaffen. Seine Klinik ist zu einem Laboratorium für die Psychiatriereform in der Slowakei geworden, die auch für die Psychiatrie und die Medien in Deutschland und anderen Ländern Anregungen gibt. Do 25.

mit der VHS Kiel – English Versions


Der fremde Sohn / Changeling
Clint Eastwood. USA 2008. 141 Min. OmU. Mit Angelina Jolie, John Malkovich, Jeffrey Donovan
Vom Missbrauch staatlicher Macht, von Korruption und Willkür erzählt dieses erdrückende Drama, basierend auf einem wahren Fall aus den 20er Jahren. Angelina Jolie spielt darin eine allein erziehende Mutter, der nach dem Verschwinden ihres Sohnes von der Polizei ein fremdes Kind zurückgebracht wird. Das nimmt sie aber so nicht hin – mit weit reichenden Konsequenzen. Durch Eastwoods solide Inszenierung, die bis ins Detail stimmige Ausstattung und die kraftvolle Performance der Hauptdarstellerin wird Der fremde Sohn / The Changeling dabei gleichermaßen zum sehenswerten Drama, spannenden Krimi und einem Gesellschaftsbild, in dem man Parallelen zur Gegenwart finden kann. Do 18. – Mi 24.