
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
![]() |
![]() Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein herausgegeben von Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. |
|||||||||
|
||||||||||
Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
Fester Bestandteil der internationalen Festivalszene: 22. Internationales KurzFilmFestival HamburgDas Hambuger Kurzfilmfestival hat sich seit seiner Gründung 1985 zu einem der wichtigen Foren des internationalen Kurzfilms in der deutschen und europäischen Festivalszene entwickelt, ohne dabei seinen besonderen Charakter zu verlieren. Der „Independent Spirit“ weht nicht nur durch das 52 Filme umfassende No-Budget-Programm und den „Flotten Dreier“, auch im internationalen Wettbewerb stehen Videos neben aufwendigen 35mm-Filmen, freie Produktionen neben geförderten, Autodidakten und Debütanten neben Hochschülern und Profis. Im Vordergrund stehen formale und inhaltliche Originalität und Anspruch, der klassische Pointen-Film tritt hier kürzer.Um die Auswahl aus 3.600 Einreichungen (allein 1.100 für die Kategorie No Budget) überschaubar zu halten, hat sich die Festivalleitung neben den etablierten Reihen (Internationaler Wettbewerb, Made In Hamburg, Made In Germany, Flotter Dreier, No Budget) weitere Nicht-Kategorien einfallen lassen: „Aus den Randbezirken des Humors“ und „In the Teens. In-Between?“ sowie die filmhistorischen Reihen „Klang der Bilder“ und „Split/Screen“ haben zwar offensichtliche Themen, doch die Kuratoren machen schon durch die Gestaltung des Programms die unbegrenzte Vielfalt der Einreichung und des Kurzfilms schlechthin deutlich. Eine Reihe von Events, von „Talent Meets Producer“ über Referate zum Urheberrecht bis zum Master Forum „Writing Great Shorts“, belegen die Ernsthaftigkeit der Festivalmacher im Umgang mit der Filmgattung, die stets Gefahr läuft, nur als reine Unterhaltung einem breiten Publikum angeboten zu werden. Belohnt wird dieses Engagement nicht nur durch die steigende Beliebtheit bei den Filmemachern, sondern auch durch das Engagement von Förderern und Sponsoren, das sich z. B. durch weitere Preise manifestiert, aber vor allem durch in diesem Jahr wiederum gestiegene Zuschauerzahlen und viele ausverkaufte Vorstellungen.Schon ein Blick auf den Internationalen Wettbewerb verdeutlicht die Bandbreite, die in Hamburg geboten wurde. Seit jeher hat das IKFF Hamburg nicht zwischen den oft üblichen Kategorien des fiktionalen, dokumentarischen und animierten Films unterschieden. So tummelten sich in den acht überlegt zusammengestellten Programmen Arbeiten aus diesen Gattungen sowie Experimentalfilme in einem ausgewogenen Verhältnis.Wael Noureddine zeigt in seinem Debut „Ca sera beau“ Beirut als eine Stadt der offenen Wunden, der Perforierungen. Der Experimentalfilm mit dokumentarischem Charakter arbeitet mit Montagen granatenzernarbter Häuserwände und kontrastierter Hochglanzfassaden im Sonnenuntergang. Doch Noureddine schaut hinter die Fassaden und beobachtet junge Männer, die sich die Adern mit billigen Heroin-Spritzen perforieren. Beirut ist eine Stadt der Extreme, Noureddine behauptet in 30 intensiven Minuten, dass die Lebens-Alternativen für die aufwachsenden Männer zwischen Religion, Armee oder Selbstzerstörung liegen.„Absolut Warhola“ Regisseur Stanislaw Mucha war mit der sympathischen, dokumentarischen Miniatur „At the Barber“ vertreten. In vier Minuten beschreibt er den Besuch eines gut gelaunten polnischen Waldarbeiters beim örtlichen Barbier. Mit der Feststellung, dass er mit Handtuch über den nassen Haaren wie Bin Laden ausschaut, amüsiert nicht nur die junge Friseurin. Gerade als man gespannt ist auf mehr von diesem schrägen Charakter, lässt Mucha den Film enden. Leszek, der polnische Waldschrat, bleibt in Erinnerung.Mit den Kurzspielfilmen „Porn“ und „Everything will be“ reichte die polnische nationale Filmschule Lodz zwei starke Beiträge ein. Beide loten das Spannungsfeld zwischen Sexus und Gefühl aus, beiden gelingt es in jeweils 11 bzw. 17 Minuten ihre Filmwelt zu etablieren und mit herausragenden Darstellern und stimmigen Geschichten zu überzeugen. Von den Regisseuren Jan Wagner („Porn“) und Magdalena Pieta („Everything will be“) wird man hoffentlich noch mehr zu sehen bekommen.Die Kanadierin Marie-Josée Saint-Pierre lieferte mit „McLaren’s Negatives“ eine Dokumentation über den avantgardistischen Animations-Filmer Norman McLaren, die in formaler Hinsicht dessen Arbeiten virtuos widerhallen lässt und zudem auf höchst unterhaltsame Weise Einblicke in Arbeitsweise und Philosophie der Experimentalfilm-Legende gibt. Sicher eine harte Konkurrenz bei der Vergabe des ZDF-dokukanal-Preises, den jedoch Regisseur Jörg Wagner und Produzent Dirk Manthey mit ihrer schon auf der Augenweide erfolgreichen 9-minütigen Hommage an die motorisierten Helden der Steilwand „Motodrom“ für sich entscheiden konnten.![]() ![]() ![]() ![]() |