Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im Kieler KoKi

Das Kieler KoKi zeigt im März und April u.a.:

Grönland Filmfest – mit der Deutsch-Dänischen Gesellschaft

Ernenek wird Europäer
Hans Joachim Kürtz. BRD 1969 (ZDF). 45 Min. Kamera: Rolf Warnholz.
Vor über 30 Jahren brach der Kieler Journalist H. J. Kürtz nach Grönland auf, um im Auftrag des ZDF dieses zeitgeschichtliche Dokument eines einzigartigen gesellschaftlichen Wandels zu erstellen: des Übergangs von einer fast noch archaischen Fängergesellschaft in eine soziale Wohlstandgesellschaft nach dänischem Muster. Von dieser Transformation im Zuge der Umwandlung von der dänischen Kolonie zur dänischen Provinz waren rund 50.000 Grönländer betroffen; die Folgen des rigorosen Umbruchs der sechziger Jahre wirken als soziale Probleme noch heute nach.
Sa, 18.3., 15.00
Palos Brudefaerd / Palos Brautfahrt
Knud Rasmussen. DK 1933. ca. 80 Min.
Knud Rasmussen (1879-1933) gilt bis heute als einer der großen Pioniere in der Erforschung der Arktis. Neben der geografischen Erkundung der Polarregion galt sein besonderes Interesse der Dokumentation und Bewahrung der Inuit-Kultur und -Sprache; die Herausgabe von Sagen und Erzählungen der Inuit zählen zu seinen Hauptwerken. Auf seinen zahlreichen Expeditionen führte er auch Kameraausrüstungen mit, mit denen er uns einzigartige Zeugnisse aus dem Leben der Inuit überliefert hat. „Palos Brautfahrt“ zählt aufgrund seiner ethnografisch unverfälschenden und kinematografisch wunderschönen Aufnahmen bis heute zu den Höhepunkten der filmischen Erfassung von Natur und Kultur Grönlands.
Sa, 18.3., 18.30
S.O.S. Eisberg
Arnold Fanck. D 1933. 90 Min. Mit Leni Riefenstahl, Gustav Diessl, Ernst Udet.
Dr. Johannes Brand bricht mit seinem Team zum Karajak-Gletscher auf, um nach Überlebenden einer Expedition zu suchen. Tatsächlich finden sie Spuren der Vermissten. Schließlich treffen die Expeditionen aufeinander, sind aber auf einem isolierten Eisberg gefangen, der unaufhaltsam in die wärmeren Gewässer gen Süden treibt ... „S.O.S. Eisberg“ ist Fancks „ehrgeizigster Film und in vieler Hinsicht sein bester, schon weil alle relevanten Exzesse hier auf die Spitze getrieben werden.“ (J. Hembus)
Sa, 18.3., 20.30
Minik
Axel Engstfeld. D 2005. 80 Min. Mit Anuu Jin Boldsaikhan, Zdenek Stepanek.
Im Oktober 1897 kommt der Arktisforscher Robert Peary von einer Grönlandexpedition nach New York zurück. Im Gepäck hat er u.a. fünf Eskimos, die die anthropologische Abteilung des American Museum of Natural History bei ihm bestellt hatte. Innerhalb weniger Monate sterben alle bis auf den kleinen Minik. Er wird von einem Mitarbeiter des Museums adoptiert und bleibt noch 12 Jahre in den USA; als er endlich wieder nach Grönland zurückkehrt, hat Minik seine Muttersprache verlernt ... Im dokumentarischen Gestus mit eingestreuten Spielszenen erzählt Engstfeld die wahre, aufrüttelnde Geschichte des zum lebenden Museumsexponat verurteilten Minik. Dabei standen ihm und seinem Team längst nicht alle Türen offen; nur ein einziger Wissenschaftler im heutigen American Museum of Natural History war überhaupt bereit, über dieses wenig rühmliche Kapitel der Wissenschaftsgeschichte zu sprechen.
So, 19.3., 18.30
Atanarjuat
Zacharias Kunuk. Kanada 2000. 172 Min. OmU. Mit Natar Ungalaaq.
Ein Nomadenstamm der Inuit wird vom Bösen in Gestalt eines unbekannten Schamanen heimgesucht. Atanarjuat, der Sohn eines Fürsten, muss fliehen, irgendwann aber ist für ihn die Zeit gekommen, den Fluch des Bösen zu brechen. – Der Film erzählt eine alte Inuit-Legende in epischer Breite. Zum ersten Mal in der Filmgeschichte wurde in der Inuktitut-Sprache gedreht.
So, 19.3., 20.00

FilmArchitektur – mit der Architekten- und Ingenieurkammer S.-H.

Oliver Twist
Roman Polanski. F 2005. 128 Min. OmU. Mit Sir Ben Kingsley, Barney Clark.
In klaren Erzählabschnitten schildert Polanski die bekannten Stationen von Oliver Twists opferreichem Weg: das Armenhaus, die Lehre beim Sargbauer, die „Ausbildung“ zum Taschendieb beim Hehler Fagin, seine Aufnahme beim gutmütigen Mr. Brownlow, seine erzwungene Rückkehr in die Fänge des Diebsgesindels und seine schlussendliche Befreiung. Am Ende bittet der gepeinigte Oliver darum, sich mit seinen Peinigern aussöhnen zu dürfen – ganz offensichtlich findet Polanski, dessen Kindheit von ähnlich qualvollen Erlebnissen geprägt war, in diesem bewegendsten Moment seinen ganz persönlichen Zugang zu diesem Stück Weltliteratur. – Gedreht wurde der Film in den weltberühmten Tschechischen Barrandov-Studios, wo der polnische Production Designer Allan Starski („Schindlers Liste“, „Der Pianist“) in fünf vollständigen Straßenzügen das London des 19. Jahrhunderts nachbaute.
Do, 23.3., 20.30; Mo, 27.3., 18.15; Di, 28.3., 20.30; Mi, 29.3., 18.00

Rosa Linse: Lesbisch-Schwules Filmwochenende

Fremde Haut
Angelina Maccarone. D 2005. 100 Min. Mit Jasmin Tabatabai.
Sie ist jung, schön, intelligent. Und sie liebt Frauen. Dafür droht der Dolmetscherin Fariba in ihrem Heimatland Iran die Todesstrafe. Nach Ablehnung ihres Asylantrages in Deutschland droht ihr die Abschiebung. Der Selbstmord eines iranischen Mitinsassen eröffnet ihr einen Ausweg: Fariba nimmt seine Identität an und erhält eine vorübergehende Aufenthaltsgenehmigung in der schwäbischen Provinz. Die kultivierte Großstädterin landet in dem kleinen Kaff Sielmingen. Für einen falschen Pass arbeitet sie illegal und lernt Anne kennen, eine junge Kollegin. Trotz des Risikos offenbart Fariba ihr Geheimnis und das Glück scheint zum Greifen nah. Politisches Drama, bewegende Liebesgeschichte und ungeschminkte deutsche Wirklichkeit. In „Fremde Haut“ erzählt Angelina Maccarone, die 1995 mit „Kommt Mausi raus“ bekannt wurde, von Entwurzelung und Sehnsucht nach Identität, von unmöglicher Liebe in Zeiten von Exil und Verfolgung, vom unbeugsamen Willen einer Frau, ihren Platz im Leben zu finden, anzukommen – in einem anderen Land, einer anderen Kultur, einer neuen Liebe. Der Film beeindruckt mit Jasmin Tabatabais großer schauspielerischer Leistung, geht in seiner radikalen Intensität unter die Haut und schmerzt durch eine seltene Wahrhaftigkeit. – Am Dienstag, 28.3., nach dem Film Gespräch mit ZBBS – Zentrale Bildungs- und Beratungsstelle für Migrantinnen.
Fr, 24.3., 20.00; Di, 28.3., 18.30
Katzenball
Veronica Minder. CH 2005. 87 Min. OmU.
Ausgangspunkt sind Gespräche mit fünf in der Schweiz lebenden Frauen liebenden Frauen. Virtuos hat Minder die offenen, oft lakonisch-humorvollen Erzählungen der verschiedenen Frauen miteinander verknüpft. Fotos, Ausschnitte aus alten Spielfilmen mit Asta Nielsen und Marlene Dietrich, Häppchen aus Wochenschauen und TV-Sendungen erlauben uns, zum „anderen Ufer“ zu schauen und auch bekannte Bilder aus Film und Fernsehen mit anderen Augen zu sehen. Auch die nahe Szene in Deutschland wird erinnert, wo frau in einer Stuttgarter Lesbenbar riskierte, von „deutschen Eichen angegrapscht“ zu werden. Amüsanter wie aufschlussreicher Blick auf 70 Jahre Schweizer und damit auch europäischer Frauengeschichte aus der Perspektive einer Minderheit. Zu Gast: Veronika Minder.
Sa, 25.3., 20.00
D.E.B.S.
Angela Robinson. USA 2004. 91 Min. Deutsche Fassung.
„Ich liebe Comic-Buch-Figuren wie die „Drei Engel für Charlie“. Ich habe mir immer gewünscht, dass Sie lesbisch wären, aber nie waren sie es – darum habe ich mir meine eigenen ausgedacht.“ Discipline, Energy, Beauty, Strength: Vier harmlos scheinende Mädchen sind die vielseitigste, tödlichste und best aussehende Elitetruppe der Welt. In heikler Mission: Lucy Diamond, Bankräuberin und das personifizierte Böse, muss eingefangen werden.
Sa, 25.3., 22.30
George Michael: A Different Story
Southan Morris. GB 2005. 93 Min. OmU.
Als Sohn griechisch-zypriotischer Einwanderer im Norden Londons geboren, hat sich George Michael in den rund 20 Jahren seiner Karriere vom Sänger, Songschreiber, Arrangeur und Produzenten der Gruppe Wham! zum gefeierten Solisten gemausert. Hier erzählt er die Geschichte seiner Karriere. Es gibt viele Bilder über den spät geouteten George Michael und des Kämpfers gegen Globalisierung und George Bush. Dem Regisseur ist „eine Dokumentation gelungen, die mit viel Humor und Tempo einen Pop-Mythos menschlich werden lässt, ohne seinen Glamour einzuebnen ... [Der Film wird ab und an] unterbrochen von mal selbstironischen, mal ernsten Reflexionen eines Superstars, der seinen Ruhm erst mit den Jahren verkraften und verwalten gelernt hat.“
So, 26.3., 18.30
Goldfish Memory
Liz Gill. Irland 2003. 85 Min. Mit Sean Campion, Fiona O’Shaughnessy.
Goldfische haben ein Erinnerungsvermögen von drei Sekunden. Wie wäre das eigentlich beim Menschen, wenn er sich immer neu verlieben kann, ohne Tränen und Herzschmerz? Ist es dann immer wieder das erste Mal? Für einen Uni-Professor, eine lesbische TV-Moderatorin und einen schwulen Fahrradkurier in Dublin wären mit einem Goldfisch-Gedächtnis die Gefühlswirren ihres charmant-rasanten Liebeskarussels bestimmt leichter zu bewältigen.
So, 26.3., 20.30

Psychoanalyse und Film

Dolls
Takeshi Kitano. J 2002. 113 Min. OmU. Mit Miho Kanno, Hidetoshi Nishijima.
Ausgangspunkt ist die Aufführung eines Bunraku-Stücks, einer Form des traditionellen japanischen Puppentheaters. Aus diesem Rahmen entwickeln sich drei Handlungsstränge, die sich spiegeln, Motive variieren und wieder aufnehmen. Alle Geschichten kreisen um Liebe und Verlust derselben, um ein Schicksal, das es den Liebenden versagt, mit einander leben zu können ... Die Figuren, in Gestik und Mimik Puppen nicht unähnlich, wandeln durch farbenprächtige Wälder, vorbei am strahlenden Meer, eingehüllt in die fantastischen Kostüme Yohij Yamamotos.
Mo, 27.3., 20.30

Der „Förderverein Freunde des Kommunalen Kinos“ verabschiedet sich

The Return of the Tüdelband
Jens Huckeriede. D 2003. 82 Min.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren die Gebrüder Wolf die Stars in den Hamburger Amüsierbetrieben – so erfolgreich war das jüdische Trio mit seiner Stimmungsmusik, dass den Wolfs bald das Operettenhaus gehörte. In den Revuen versetzten sie das Publikum mit theatralischer Ironie und deftigen Zoten in heiterste Stimmungen; die schnoddrige Hamburger Mundart ihrer Stücke trug dazu bei, dass sie zu Publikumslieblingen wurden. Und ihr Tüdelband-Lied ist bis heute Hamburgs heimliche Hymne. Dem Nationalsozialismus konnte auch die Familie Wolf nicht entkommen. Nur wenigen gelang die Emigration in die USA. Ein Nachfahre der Überlebenden, Dan Wolf, tritt die Reise in umgekehrter Richtung an. Wie bei dem Wolf Trio ist auch seine Sprache die Musik: Dan rappt seine Gefühle und Eindrücke auf Hamburger Straßen und eignet sich so seine Familiengeschichte an. Das Heute ist mit dem Gestern eng verzahnt. Das zeigt sich auch in den neuen Versionen des Tüdelband-Liedes von Hamburger Bands, die den Film zu einem unterhaltsamen Ereignis machen. – Mit der Veranstaltung (zu Gast: Jens Huckeriede) verabschiedet sich der Verein „Freunde des Kommunalen Kinos“ nach langjähriger Tätigkeit. Das KoKi sagt „Danke!“
Mi, 29.3., 20.30

Dark Horse / Voksne mennesker

Dagur Kári. DK / Island 2005. 109 Min. OmU. Mit Jacob Cedergren, Nicolas Bro.
Beruf: Künstler. Hauptbeschäftigung: im Auftrag Liebeserklärungen an Kopenhagener Hauswände sprühen. Einnahmen der letzten vier Jahre: sieben Kronen. Mit dem Finanzamt im Nacken schlingert Luftikus Daniel durch ein – bisher unbekanntes – Kopenhagen. Dann kommt noch die Liebe zur ebenso unbekümmert dahinlebenden Francesca dazu: Muss er Verantwortung übernehmen? „Auch in Dänemark gelingt dem isländischen Regisseur von „Nói Albinói“ eine wunderbar abwegige Komödie voller „Melancholie und Lakonie, mit all dem, was das skandinavische Kino an Gesichtern, an Ortschaften, an skurrilen Situationen zu bieten hat. Und (fast) alles ist Schwarzweiß.“ (Die Welt)
Sa, 1.4. + Mo, 3.4. - Mi, 5.4., 20.30

Klassik im Kino – Kino Kultur digital

Die Meistersinger von Nürnberg
Wolfgang Wagner. Bayreuther Festspiele 1984. 282 Min. Musikalische Leitung: Horst Stein. Bildregie: Brian Large. Solisten: Bernd Weikl, Siegfried Jerusalem.
Streng geht es zu beim jährlichen Sängerstreit in Nürnberg, wachen doch die so genannten Merker unter der Führung des Stadtschreibers Sixtus Beckmesser über die kunstgerechte Anwendung der musikalischen Regeln. Und so sieht es schon danach aus, dass Walther von Stolzings Lied nicht den Zuspruch der engstirnigen Zunft der Musikhandwerker finden und er somit nicht seine geliebte Eva erringen kann. Gott sei Dank kann der berühmte Schustermeister Hans Sachs dem jungen Sporn unter die Arme greifen und ihm zu seinem Glück verhelfen. Nebenbei gibt er ein Beispiel dafür, dass das Schaffen des Künstlers nicht von menschlichen Regelwerken beengt werden darf, sondern einzig den Regeln der Natur zu folgen hat. – Die Arbeit an den „Meistersingern“ zog sich, mit vielen Unterbrechungen, über 22 Jahre hin. Dass Wagner die Oper schließlich überhaupt fertig stellen und auf die Bühne bringen konnte, verdankte er der Unterstützung seines großen Förderers, des bayerischen Königs Ludwig II. Die Uraufführung am 21. Juni 1868 war Richard Wagners größter künstlerischer Erfolg zu Lebzeiten. Einführung: Prof. Dr. Reinfandt
So, 2.4., 14.00
Weitere Klassik-Termine: Mozart! Wegen des großen Andrangs wiederholen wir zwei Mozart-Opern, die wir zum Mozart-Jubiläum bereits im Januar gezeigt haben: Am So, 9.4, 15.00 zeigen wir „Die Entführung aus dem Serail“ (Karl Böhm, Bayerische Staatsoper 1984), So, 23.4., 15.00 wiederholen wir „Die Zauberflöte“ (Wolfgang Sawallisch, Bayerische Staatsoper 1983).

Mit Greenpeace: Leben außer Kontrolle

Bertram Verhaag. D 2003. 90 Min.
20 Jahre nach der Euphorie über die ersten Fortschritte in der Gen-Technik bleibt heute wenig Anlass zur Freude: Wegen einer katastrophalen Ernte bei gentechnisch veränderter Baumwolle stehen viele indische Bauern vor dem Ruin. In Kanada weht genmanipulierter Rapssamen auf die Felder benachbarter Biobauern und macht damit ökologischen Anbau unmöglich. Das isländische Parlament verkauft das gesamte Genpotential seiner Bevölkerung an eine private Firma, die die Daten wiederum gewinnbringend an die Pharmaindustrie und Versicherungen weiterverkaufen will. Beliebig viele weitere Beispiele, die von unkontrollierten und/oder unkontrollierbaren Manipulationen am genetischen Code von Pflanzen, Tieren und Menschen vorgenommen werden, ließen sich aufzählen. Weltweit bieten nur eine Handvoll Wissenschaftler der Industrie die Stirn ...
Sa, 8.4., 18.30 (anschließend Gespräch)

Aus der Ferne

Thomas Arslan. D 2005. 89 Min.
Nach einer Reihe von Spielfilmen (zuletzt „Der schöne Tag“ und „Dealer“) ist der 1962 in Braunschweig von türkischen Eltern geborene Thomas Arslan nun beim Dokumentarfilm angelangt: einer filmischen Reise durch die Türkei von Istanbul im Westen bis Dogubayazit nahe der iranischen Grenze im Osten. Der Blick ist angenehm zurückhaltend, fast schüchtern – aus der Ferne eben. So bestehen die ersten Impressionen von den erreichten Stationen oft aus einer Ansicht aus dem Hotelzimmerfenster, das häufig nicht einmal vollständig geöffnet ist – vielleicht ein Symbol dafür, dass Arslan sich seines eingeschränkten Blickwinkels durchaus bewusst ist und dass es nie um eine vollständige Erkundung der Reisestationen geht. Schon gar nicht hält sich Arslan an einen Kanon typischer Sehenswürdigkeiten, die es in Seen-it-done-it-Manier abzuarbeiten gilt. Viel eher streift er durch die Gassen, lässt seinen Blick auf alltäglichen Szenen ruhen. „Der Ausgangspunkt für diesen Film ist einfach, dass man überhaupt ein Bild kriegt, das nicht sofort einer Theorie zuzuschlagen oder die bloße Illustration von etwas Vorgewusstem ist“, so Thomas Arslan.
Fr, 14.4. - Di, 18.4., 18.30

Fussballgöttinnnen

Nina Erfle, Fréderique Veith. D 2006. 90 Min.
„Fußballgöttinnen“ taucht ein in den Alltag von Frauen und ihrer Leidenschaft für den Fußball. Der Film geht weit über das Spielgeschehen auf dem Platz hinaus. Die 62-jährige Platzwartin Trautchen ist durch den Fußball aufgeblüht, hat gelernt, wie man sich durchsetzt. Das Berliner Original gibt noch im Ruhestand auf einem Fußballplatz in Berlins Mitte den Ton an. Auch Beatrix muss die Nerven bewahren, denn sie ist mit ihren 16 Jahren eine der jüngsten Schiedsrichterinnen Deutschlands – pfeift Frauen wie Männer. Sie hat alles unter Kontrolle, wäre da nicht die Pubertät. Ein eingeschworener Fan wie Tina findet im Stadion, was der Beruf nicht bieten kann. Fußball begleitet Viola schon von Kindesbeinen an. Heute ist sie Fußballweltmeisterin und Spielerin bei Turbine Potsdam. Doch ganz vorne mitzukicken bedeutet permanenten Druck und Einsatz auf der ganzen Linie – neben dem Studium. Nach den unzähligen Titeln der deutschen Fußballfrauen und der anstehenden WM der Männer im eigenen Land sollte auf dem Fußballfeld vielleicht neu verhandelt werden. Die ewigen Klischees behaupten sich nicht immer und „Fußballgöttinnen“ gibt spannende Einblicke in das weibliche Leben mit dem runden Leder. Produzentin Jenni Kriegel ist zu Gast am 19.4.
Mi, 19.4., 20.30; Do, 20.4. + Fr, 21.4., 18.30

FilmTrain präsentiert zum Anbaden: Kieler Erstaufführung

Winterschwimmer
Ulrich Selle. D 2006. 29 Min.
Wenn der öffentliche Badebetrieb im Herbst eingestellt wird, übernehmen die Winterschwimmer das Kieler Seebad „Düsternbrook“. „Für viele von uns ist es eine zweite Heimat“, sagt der ehemalige Seemann Manfred Holzhüter, heute der heimliche Schwimmmeister des Bades. Er kommt jeden Tag dreimal hierher, um ins Meer zu springen, im Sommer wie im Winter. Diese besondere Leidenschaft teilt er mit etwa einem Dutzend anderer Schwimmerinnen und Schwimmer. Manche, wie der jetzt 80jährige Heinz Osbahr, kommen seit ihrer Kindheit. Jeder hier hat eine eigene Beziehung und Philosophie zum täglichen Bad im Meer. Mit ihren Ritualen machen sie das marode alte Seebad zu einem besonderen Ort der Begegnung. Ulrich Selle hat im Rahmen des deutsch-dänischen Kooperationsprojektes FilmTrain das Badeleben ein Jahr lang mit der Kamera begleitet. Sein Film lädt ein zu einem Sprung in die Welt der Winterschwimmer. Im Rahmenprogramm spielt live die Kieler Tangokapelle „Tangoneon“.
Sa, 22.4., 18.30

Filmprogramm und Buchvorstellung – zu Gast: Dr. Ralf Forster

Ufa und Nordmark. Zwei Firmengeschichten und der deutsche Werbefilm 1919 – 1945
Der Filmwissenschaftler Dr. Ralf Forster stellt in einer abwechslungsreichen Parallelschau mit vielen Filmbeispielen die Produktion der reichsweit aktiven Ufa-Werbefilm Berlin und der Kieler Nordmark-Film einander gegenüber. Ob mit humoristischen Zeichentricks, der Übernahme populärer Genres wie Slapstick-Komödie und amerikanischer Cartoons oder der Verpflichtung von Stars – stets haben beide Filmbetriebe in den Werbefilmen Unterhaltung großgeschrieben. Den Nachteil an Know-How und Finanzkraft machte die Nordmark-Film mit dem betont lokalen Kolorit teilweise wett, während die Ufa schon ab 1930 mit Ton und ab 1933 mit Farbe locken konnte. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg hinterließen – besonders ab 1940 – ihre Spuren: Die ohnehin raren Werbfilme wurden grauer, ideologischer, sollten zu Sparsamkeit und Durchhalten an der Heimatfront ermahnen. Das Programm kommt zustande mit Unterstützung des Bundesarchivs – Filmarchiv und des Landesarchivs Schleswig-Holstein – Landesfilmarchiv.
So, 23.4., 18.30

Globalisierungskritisches Filmfestival „globale 06“ 24.-28.4.

Mit Filmen von dem globale06-filmfestival aus Berlin werden wir uns 5 Tage im Kommunalen Kino in Kiel den Themen Ernährung, Umwelt, prekäre Arbeitsbedingungen, Sozialabbau, Konzernherrschaft, Migration und Privatisierung widmen. Aber auch Alternativen und Bewegung, Engagement und Widerstand, Hoffnung und Utopie werden dargestellt. Im Rahmen internationaler Organisationen wie WTO, IWF, G8 und Weltbank treiben die industrialisierten Länder ihre Freihandelsdoktrin immer weiter voran – mit sehr unterschiedlichen Folgen für verschiedene Regionen der Welt. Weltweit stehen Menschen Privatisierungen, Biopiraterie, Raubbau an der Natur und Zerstörung von Lebensräumen sowie Sozialabbau, fehlendem Zugang zu Bildung, mangelnder Gesundheitsversorgung und Entdemokratisierung gegenüber. Lokal und global regt sich dagegen Widerstand. Können all diese verschiedenen Bewegungen zusammengeführt werden, um globale Probleme gemeinsam zu bewältigen? Wie können die jeweiligen geografischen und kulturellen Bedürfnisse wegweisend verbunden werden? Diese und andere Fragen möchten wir im Anschluss an die täglichen Vorstellungen diskutieren. Weitere Informationen sind im Programmflyer unseres Filmfestivals nachzulesen. In Kooperation mit Attac Kiel und weiteren Partnern.
Mo, 24.4.
18.15: Globale06 – Arbeit/Sozialabbau: Working Man’s Death, Michael Glawogger, D 2005, 122 Min.
20.30 Galerie: Globale06 – Arbeit/Sozialabbau: Des Wahnsinns letzter Schrei, D 2005, 60 Min.; Die Zeit ist reif, D 2004, OF, 24 Min.
Di, 25.4.
18.30: Globale06 – Privatisierung: Navigators, Ken Loach, GB/D/E 2001, OmU, 95 Min.
20.30 Galerie: Globale06 – Privatisierung: La tierra es de quien la trabaja + weitere Filme, Mex 2004, OmU, gesamt 88 Min.
Mi, 26.4.
18.00: Globale06 – Transnationale Konzerne: The Corporation, M. Achbar, J. Abbott, Can 2003, 145 Min.
20.30 Galerie: Globale06 – G7/G8: Eviannaive + weitere Filme, D 2005, OF, gesamt 95 Min.
Do, 27.4.
18.30: Globale06 – Umwelt/Ernährung:
Darwins Alptraum, Hubert Sauper, F/A/B/NL/S 2004, OF, 107 Min.
20.30 Galerie: Globale06 – Umwelt/Ernährung: Store Wars, L. Fox, USA 2005, OF, 7 Min.; boden besitzen, D 2006, 48 Min.
Fr, 28.4.
18.30 Galerie: Globale06 – Migration: Abschiebung im Morgengrauen, 46 Min.; Latitude 36, J. L. Tirado, E 2004, 65 Min.

Mit Brücke Schleswig-Holstein gGmbH: Filmtournee „ausnaHme|zusTanD“

Der Leipziger Verein Irrsinnig Menschlich e.V. und der Berliner Filmverleih B-Film haben das bundesweite Filmfest „Ausnahme-Zustand“ zum Themenkomplex „Depression – Psychische Erkrankung“ zusammengestellt. Dank der Initiative der Brücke Schleswig-Holstein gGmbH – Hilfen für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und/oder Suchterkrankungen – zählt das Kommunale Kino Kiel zu den ersten Aufführungsstätten. Weitere Infos unter www.bruecke-sh.de.
SeelenSchatten
Dieter Gränicher. CH 2002. 89 Min. OmU
Zwei Frauen und ein Mann, die unter schweren Depressionen leiden, werden zwei Jahre lang filmisch begleitet. Ausgangspunkt der filmischen Erzählung ist ihre akut depressive Phase. Wie erleben sie ihre Krankheit und den Klinikaufenthalt? Wie entwickelt sich ihre Arbeits- und Familiensituation nach der großen Krise? Wann fühlen sie sich wieder gesund? Der Film erforscht dunkle Seiten der menschlichen Seele und die verschiedenen Aspekte der Depression. Er weckt Verständnis für Menschen, die durch ihre psychische Krankheit nach wie vor stigmatisiert sind.
Fr, 28.4., 18.30
Tarnation
Jonathan Caouettee. USA 2003. 88 Min. OmU
Als Jonathan Caouette in den frühen 80ern im Haus seiner Großeltern in Texas mit elf Jahren zum ersten Mal vor einer Super-8-Kamera posiert, ist er grell geschminkt, trägt ein Kleid und imitiert seine Mutter Renee, ein ehemaliges Kindermodel, das nach einem Sturz von einem Garagendach mit Elektroschocks behandelt, von Psychopharmaka abhängig und schizophren wurde. Mit Anfang 30 montiert Jonathan Caouette die frühen Selbstversuche und weiteres gesammeltes Material aus seiner Kindheit und seiner eigenen mentalen Krankheitsgeschichte zu einem eindringlichen, filmischen Selbstporträt. „Tarnation“ ist ein Protokoll des Schmerzes: des Schmerzes, den seine Mutter und Caouette selbst als Heranwachsender erleben, und des Schmerzes, der mit der filmischen Aufarbeitung dieser Kindheits- und Leidengeschichte einhergeht.
Sa, 29.4., 18.30
Die weiteren Filme (im Mai):
Weightless. Sigve Endresen. NOR 2002. 75 Min. OmU. Porträt einer an Magersucht erkrankten Frau, die eine erfolgreiche Therapie begann, als sie nur noch 34 Kilo wog. Mo, 1.5.
People Say I’m Crazy. John Cardigan. USA 2004. 84 Min. OmU. John Cadigan, schizophrener Künstler, schildert in diesem Film seine Krankheit und seine Wege, aus ihr seine Kreativität zu ziehen. Di, 2.5.
Raum 4070/4071. Jana Kalms, Torsten Striegnitz. D 2006. 80 Min. Dokumentation über ein 1996 gegründetes Seminar, in dem sich im Zweiwochenrhythmus 40 bis 80 psychisch erkrankte Menschen zu Gesprächen treffen. Mi, 3.5.

Cinarchea – FilmArchitektur – am Klavier: Werner Loll

Das Weib des Pharao
Ernst Lubitsch. D 1922. ca 120 Min. Bauten: E. Stern, K. Richter. Mit E. Jannings.
Kabale und Liebe im alten Ägypten: Als der äthiopische König Samlak einen Staatsbesuch bei Pharao Amenes abhält, verliebt sich die Zofe seiner Tochter in den Baumeister und Geheimnisträger Ramphis. Unerlaubter Weise betritt sie die geheime Baustelle des ägyptischen Schatzhauses und wird verhaftet. Als der Pharao die Schuldige verurteilen soll, verfällt er sogleich ihrem Liebreiz und macht sie zu seiner Gemahlin. Das aber kränkt König Samlak, der sich aus der Verbindung des Pharaos mit seiner eigenen Tochter politische Vorteile versprach. Es bleibt kein Ausweg: Bald marschieren zwei gewaltige Heere auf einander zu ... „Das Weib des Pharao“ ist ein Werk ganz nach dem damaligen Zeitgeschmack des Publikums, das nach dem überragenden Erfolg von Pastrones „Cabiria“ (I 1914) auf der ganzen Welt monumentale Antikenfilme sehen wollte – die großen Studios wetteiferten geradezu mit immer größeren Aufgeboten an Menschen, Tieren und Kulissen, und die Berliner Künstler legten für die Konkurrenz in Hollywood, wo man gerade „Quo Vadis“ (1925, mit Emil Jannings) und „Der Dieb von Bagdad“ (1924, mit Douglas Fairbanks) vorbereitete, die Messlatte auf ein neues Rekordniveau. Lubitsch, eigentlich Spezialist für die raffinierte Komödie, war nicht unerfahren im Umgang mit opulenten Historienfilmen: 1919 bearbeitete er in „Madame Bovary“ die Französische Revolution, 1920 rekreierte er für „Anna Boleyn“ das England der Tudor-Zeit. – Wir zeigen „Das Weib des Pharao“ in einer digital restaurierten Fassung im Rahmen des 7. Internationalen Archäologie-Film-Kunst-Festivals Cinarchea.
So, 30.4., 20.30
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