
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
In der SchwebeInterview mit Friederike Rückert zu ihrem Film In LimboFreitag Abend, feucht-kaltes Märzwetter, die Dunkelheit bricht herein. Hinter den Fenstern im Langen Segen, die Muthesius Hochschule unterhält in den ehemaligen Industrie- und Gewerberäumen Ateliers für ihre Studenten, herrscht noch reges Treiben. Friederike Rückert, Kieler Videokünstlerin und Filmemacherin, sitzt in ihrem effizient, aber einladend eingerichteten Arbeitsraum neben ihrem Cutter und Filmkomponisten Torsten Pinne auf einem leinenbezogenen Dreisitzer und sichtet das Material ihres aktuellen Projekts In Limbo.Durch drei Stunden haben die beiden sich schon geschafft, vier weitere harren noch der Sichtung, dazu kommen noch drei weitere Stunden der zweiten Kamera und Interviews. Rückert ist zufrieden mit der sorgfältig gekaderten und elegant schienen-geführten Kamera, die ihre drei Protagonistinnen an ausgesuchten Schauplätzen in Kiel einfängt. Die Architektur spielte nicht selten eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Locations.![]() ![]() Friederike Rückert: Der Film löst die Grenze zwischen Fiktion und Dokumentation auf, das interessiert mich. Die Inszenierung ist so deutlich, dass klar wird, dass es um den Standpunkt der Filmemacherin geht, nicht um den der Protagonistin. Außerdem kann ich die mir wichtigen Themen in den Fokus bringen. Die filmischen Mittel, die ich verwende, schnelle Schnittfolgen wie bei Musicclips zum Beispiel, dokumentieren darüber hinaus ein Stück Populärkultur. Letztendlich habe ich einen künstlerischen Hintergrund, den ich nicht verleugnen kann.Infomedia: Du hast deinen Film mit einem Storyboard vorbereitet und damit die Bildwelt vorgegeben. Wie hast du deine Darsteller inszeniert? F.R.: Meinen Schauspielerinnen habe ich Situationen vorgegeben und ihnen Impulse für die Gespräche gegeben. Die Dialoge haben sich daher nie exakt wiederholt, ein Problem, das wir im Schnitt lösen müssen. Ich habe das Projekt auch als Chance gesehen, wie bei einem Filmdreh zu arbeiten. Durch das Studium und die Arbeit bei Wim Wenders in Hamburg ergaben sich wertvolle Kontakte, so zu meinem Kameramann. Die wollte ich nicht ungenutzt lassen.Infomedia: Was kommt von der Regisseurin, was von den Protagonisten? F.R.: Von mir kommt eine fest vorgegebene Geschichte, der Rahmen für jede Szene, jede Situation, von den Frauen kommen die Details. Die Drei spielen quasi sich selbst, sie durften sich aber neu erfinden, auch lügen. Da immer deutlich wird, dass es um den Standpunkt der Filmemacherin geht, konnten sie ihren Figuren immer entkommen. Sie sind dann aber doch sehr bei sich selbst geblieben. Aber die Geschichte lenke ich, sie können darin nur agieren. Allerdings sind die Situationen und Orte meinen Darstellerinnen nicht fremd, sondern gehören zu ihrem Leben. Wahrscheinlich blieb das Schauspiel der Drei deshalb auch stets natürlich. ![]() F.R.: Ich habe versucht, die Leichtigkeit, das Schwebende, das man bei Fellini findet, einzufangen. Thematisch ist mein Film vielleicht das Gegenstück zu Fellinis Die Müßiggänger. Die Finnin Eija-Liisa Athila arbeitet im Grenzbereich zwischen Dokumentation und Fiktion und macht emotionale Zustände in ihren überhöhten Inszenierungen sichtbar. Ihre Geschichten beruhen aber auf tatsächlichen Krankheitsgeschichten oder Begebenheiten.Infomedia: So wie dein Film auf eigenen Erfahrungen und auf Beobachtungen beruht, aber in eine Filmnarration übersetzt wurde. Wohin wirst du dich künstlerisch und filmisch entwickeln? F.R.: Wahrscheinlich weg von der Kunst. Die Grenzüberschreitungen zwischen Dokumentation und Fiktion machen Spaß, aber es wird mich mehr in Richtung Fiktion ziehen. Es war eine rauschhafte Erfahrung, die eigenen Fantasien filmische Wirklichkeit werden zu sehen.Mit Friederike Rückert sprach Daniel Krönke.In Limbo, D 2005, DV. Regie und Buch: Friederike Rückert, Produktion: Friederike Rückert/ Filmtrain, Kamera: Simon Guy Fässler, Darsteller: Marianka Benesch, Melanie Mendrys, Jette Schätzel, Regieassistenz: Christian Straub, Aufnahmeleitung: Gerrit Seyler, Script: Nadine Lindeau, Ton: Torsten Pinne, Beleuchter: Jörg Berger, Bühne: Malte Kneib, Maske: Deele Andrée.zurück zum Inhalt |