Zwischen Sketchen und leichtfüßiger Komödie„Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ (D 2008, Leander Haußmann)Der jungenhaft aussehende Robert Zimmermann (Tom Schilling), fast noch ein Teenager, verliebt sich in die 45-jährige Monika (Maruschka Detmers), deren halbwüchsiger Sohn ein jüngerer Bruder von ihm sein könnte. Kein Problemfilm, kein Melodram, kein gesellschaftskritischer Liebesfilm wie Mike Nichols „Reifeprüfung“, nein, Regisseur Leander Haußmann beschreitet mit „Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe“ den schmalen Grad zwischen sketchartiger Satire und leichtfüßig romantischer Komödie, die auf dem gleichnamigen Roman des Filmkritikers Gernot Gricksch basiert. Robert entwirft Computerspiele, Monika arbeitet in einer Reinigung. Ein Clash der Generationen und Kulturen. So prallen dann auch zwei Welten aufeinander, als Robert sich eines Tages sein Jackett mit Tomatenketchup einsaut und sich dann mir nichts dir nichts in Monika verguckt.
Liebe auf den zweieinhalbten Blick: Monika und Robert in der Reinigung Das ist schon wundersam, aber nicht unbedingt nachvollziehbar. Es geht dabei nicht unbedingt um die Liebe, sondern eher um Roberts Werben, mehr sogar noch um seine Lebensumstände, in die Monika so gar nicht passt. Klar ist sie eine attraktive Frau, die sich anfangs eher belustigt und erstaunt Roberts ausdauerndem Balzen erwehrt. Aber als Zuschauer muss man Roberts Gefühle eher als vom Drehbuch gesetzt akzeptieren, als dass man seine Emotionen nachempfinden kann. Kaum gibt es Momente im Film, in denen es zwischen dem ungleichen Paar knistert, kein Feuerwerk der Emotionen, eher ein beständiges Schmachten und Wollen vom Game Designer, dessen frischer Charme die alleinstehende Mutter allmählich aus ihrer Reserve lockt. Seine Stärken hat der Film somit nur teilweise in der Erzählung des Auf und Ab des Liebeswerbens und -erhörens, auch wenn die Story sympathisch verspielt und locker daherkommt. Qualitäten zeigt Haußmann in der liebvoll ironischen, parodistisch köstlich überzogenen Darstellung von Roberts Patchwork-Familie. Jeder versucht dort, aus der biederen Angepasstheit einer deutschen Mittelstandsfamilie auszubrechen und überzieht dabei maßlos zur Freude des Publikums. Beim traditionellen Sonntagsbraten in trauter Runde wird dann mit Regelverstößen aufgetrumpft. Vater (Adam Oest), der stramm auf die 60 zugeht, hat sich eine junge groupiehafte Blondine zugelegt, Mutter (Marlen Diekhoff) bringt sich zum Trost darüber von ihrer Japanreise einen knackigen Asiaten mit, und Roberts lesbische Schwester Pia (Annika Kuhl) gefährdet die Beziehungen zur ihrer übergewichtigen, rustikalen Partnerin Marga (Bettina Stucky), weil sie sich künstlich befruchten hat lassen. Da fällt Roberts Eröffnung über seine neue Liebe zu der wesentlich älteren Monika kaum noch auf. Zumal das Familiendrama schön unterfüttert wird mit komischen Gags von den Dreharbeiten, die gleichzeitig in der elterlichen Villa stattfinden. Vater Zimmermann hat das Haus nämlich als Set für Dreharbeiten zu einem öden Geschichtsfilm von Heinz Fritör über das Werden der jungen Bundesrepublik in der 50er Jahren mit den Protagonisten Adenauer und Erhard vermietet.
Sonntagsessen im Hause Zimmermann Der zweite Mikrokosmos, der von Drehbuch und Regie genüsslich auseinander genommen wird, ist Roberts Arbeitswelt, eine Game Factory, in der ein junges Team von „Developern“ mit einem peinlichen Berufsjungendlichen als Chef der Präsentation ihres neuesten Killer Games vor der japanischen Kundschaft entgegenfiebert. Man merkt Drehbuchautor und Regisseur an, dass sie in dieser Welt nicht so heimisch sind und es deshalb bisweilen mit Klischees und Klamauk so übertreiben, dass es eher peinlich als lustig rüberkommt. Ist die Eröffnungssequenz, die in das besagte Killerspiel führt, in dem Schulmädchen und buddhistische Mönche hingerichtet werden, noch hinlänglich amüsant, so wirken der ständige vermeintliche Gamer Slang und die coolen Sprüche an der Arbeitsstelle eher angestrengt und penetrant. Mittendrin läuft die Handlung auch mal vollkommen unglaubwürdig aus dem Ruder, als den japanischen Kunden bei einer Vorführung eine Panne im Videospiel (beim Killen hakt der Ablauf) als Antigewaltansatz verkauft werden soll und diese begeistert zustimmen.
Monika und Robert bei der Premieren-Party zum neuen Game Letztlich kratzt Haußmanns Komödie aber dennoch amüsant die Kurve, was nicht zuletzt Haußmanns sympathisch verschmitzter Erzählweise, den guten Schauspielern und der wunderbaren Filmmusik von Element of Crime zu danken ist, deren Sänger Sven Regener (Buch- und Drehbuchautor von „Herr Lehmann“) man hier getrost als deutschen Tom Waits bezeichnen kann (unbedingt in die Musik auf der Website zum Film reinhören!) (Helmut Schulzeck) Der Film läuft seit dem 28. August 2008 in den deutschen Kinos und ist für den Norddeutschen Filmpreis nominiert. Der Film wurde gefördert von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und dem Medienboard Berlin-Brandenburg. Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe, Deutschland 2008, 102 Min., 35 mm, Regie: Leander Haußmann, Buch: Gernot Gricksch, Kamera: Jana Marsik, Musik: Element of Crime, Darsteller: Tom Schilling, Maruschka Detmers, Christian Sengewald, Sammy Steward, Julia Dietze, Marlen Diekhoff, Adam Oest, Annika Kuhl, Bettina Stucky, Steffi Kühnert, Kirstin Hesse. |
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